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Urananreicherung: Ahmadinedschad erklärt Iran zur Atommacht

Iran ist nach den Worten von Präsident Ahmadinedschad in der umstrittenen Uran-Anreicherung einen Schritt weiter: Sein Land sei jetzt in der Lage, sich selbst mit atomarem Brennstoff für Kernkraftwerke zu versorgen.

Teheran - "Iran steht seit heute auf der Liste derjenigen Staaten, die in der Lage sind, nuklearen Brennstoff herzustellen", sagte der Präsident in einer Rede in der zentraliranischen Nuklearanlage Natans, wo Uran angereichert wird. Iran werde bestimmten westlichen Staaten nicht gestatten, diese Fähigkeiten zu unterlaufen, fügte er hinzu. In einer ersten Reaktion sprach Washington von einem "neuen Zeichen der Missachtung der internationalen Gemeinschaft", Moskau wertete die Entwicklung als "Herausforderung der Weltgemeinschaft".

Ahmadinedschad kritisierte erneut die von den Vereinten Nationen (UN) im Atomstreit mit Teheran beschlossenen Sanktionen, die Iran zur Einstellung der Urananreicherung bewegen sollen. Je nach Grad der Anreicherung kann Uran zivil oder militärisch genutzt werden. Das Land wird verdächtigt, an der Atombombe zu arbeiten. Das hat Teheran strikt zurückgewiesen. Ahmadinedschad bekräftigte das Recht seines Landes als Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages auf friedliche Nutzung der Kernenergie.

Die jüngste Entwicklung zeige die "vergebene Chance" für die iranische Führung, die internationalen Sorgen ernst zu nehmen, zitierte der Nachrichtensender CNN den Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack. In Moskau sprach Konstantin Kossatschow, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses in der Staatsduma, von einer "direkten Herausforderung der Weltgemeinschaft". Iran zeige ein weiteres Mal, dass er nicht zu einem Kompromiss mit der Weltgemeinschaft bereit sei, sagte er der Agentur Interfax. So lange jedoch keine direkten Beweise dafür vorlägen, dass Iran an einem Atomwaffenprogramm arbeite, gebe es keine Alternative zu politischen Verhandlungen.

Mehr, aber nicht genug Kapazitäten

Der Chef der iranischen Atomenergie-Organisation, Gholam-Resa Aghasadeh, sagte vor der Rede des Präsidenten zum "Nationalen Atomtag", sein Land könne jetzt Uran "im industriellen Maßstab" anreichern. Nach fünfjährigen Forschungs- und Testarbeiten habe damit "eine neue Phase" der Arbeiten am Atomprogramm begonnen. Die islamische Republik hatte vor genau einem Jahr bekannt gegeben, Uran für den Brennstoffkreislauf anreichern zu können. Der iranische Chef-Atomunterhändler Ali Laridschani bestätigte auf Journalistenfragen, dass jetzt 3000 Gaszentrifugen zur Urananreicherung installiert seien. Die internationale Atombehörde IAEO hatte in ihrem jüngsten Bericht die Zahl auf 1000 geschätzt. Nach Expertenmeinung sind etwa 60.000 Zentrifugen notwendig, damit Iran einen eigenen Brennstoffkreislauf herstellen kann.

Der UN-Sicherheitsrat hatte vor rund zwei Wochen einstimmig eine neue Iran-Resolution verabschiedet, die ein Waffenembargo, Reisebeschränkungen und das Einfrieren von Auslandsgeldern vorsieht. Sollte Iran seine Urananreicherung nicht wie gefordert innerhalb von 60 Tagen einstellen, drohten "weitere angemessene Maßnahmen". Die Regierung in Teheran reagierte umgehend mit einer Einschränkung der weiteren Zusammenarbeit mit der internationalen Atombehörde IAEO. Die neue Resolution verschärft Strafmaßnahmen, die der Sicherheitsrat bereits im Dezember vergangenen Jahres verhängt hatte, weil Teheran sich unnachgiebig gezeigt hatte. (tso/dpa)

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