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US-Außenpolitik: Kriseneinsätze bringen US-Diplomatie in Personalnot

Die aufwändigen Einsätze im Irak und in Afghanistan treiben das US-Außenministerium mit seinem diplomatischen Corps an den Rand der personellen Handlungsfähigkeit.

Angesichts der Einsätze im Irak und in Afghanistan leidet das US-Außenministerium einer Studie zufolge unter akutem Personalmangel und schlechtem Arbeitsklima. Wegen der aufwändigen Einsätze sei die US-Diplomatie personell und finanziell "noch weiter überdehnt" als etwa die Streitkräfte, heißt es in einer gestern in Washington vorgelegten Studie des renommierten Foreign Affairs Council, dem viele frühere US-Diplomaten angehören. Die US-Diplomatie stehe "am Rande einer personellen Krise", und ohne die Schaffung von 1.100 weiteren Posten werde "die Lage in einem Jahr sehr ernst sein", sagte der Präsident des Rats, Thomas Boyatt.

Die Untersuchung machte US-Außenministerin Condoleezza Rice für die Missstände verantwortlich. "In den ersten beiden Jahren der Amtszeit von Frau Rice wurden praktisch keine neuen Ressourcen geschaffen", heißt es in dem Bericht. Alle zusätzlichen Posten und Finanzmittel seien komplett von den Missionen im Irak und in Afghanistan absorbiert worden. Als Ressortchefin trage Rice die Verantwortung für die Lage. Das Grundgehalt für untere und mittlere Dienstgrade auf Auslandsposten sei um 19 Prozent gefallen, während die Lage für US-Diplomaten in Übersee gleichzeitig gefährlicher geworden sei. "Dies hat einen starken Einfluss auf die Arbeitsmoral", sagte Boyatt.

200 offene Stellen, qualifiziertes Personal fehlt

Das von Rice bei Amtsantritt 2005 angekündigte neue Konzept der "transformellen Diplomatie" habe noch keine klaren Konturen gewonnen, heißt es in dem Bericht. Die Pläne der Ministerin hatten vorgesehen, hunderte diplomatische Posten aus Europa in Länder des Nahen Ostens und nach Asien zu verlagern, wo durch engere Zusammenarbeit mit den USA die Entwicklung der Demokratie gefördert werden sollte. 200 existierende Posten seien unbesetzt, während 900 weitere geschaffen werden müssten, heißt es in der Studie. Dies scheitere unter anderem an Sprachqualifikationen der Diplomaten - etwa in arabisch. Ein Sprecher von Rice wies die Vorwürfe zurück. "Sie ist eine mutige Politikerin und eine mutige Managerin", sagte der Sprecher. (mit AFP)

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