zum Hauptinhalt
Ralph Northam, demokratischer Gouverneur des US-Bundesstaates Virginia

© dpa/AP/Steve Helber

Update

US-Bundesstaat Virginia: Northams Hoffnung sind die Skandale der möglichen Nachfolger

Virginias Gouverneur Northam will trotz eines Rassismusskandals nicht zurücktreten. Helfen könnte ihm, dass auch potenzielle Nachfolger belastet sind.

Ein Gouverneur wird in einen Skandal verwickelt. Sein Stellvertreter, der ihm bei einem Rücktritt nachfolgen könnte, in einen weiteren. Genauso wie der Justizminister des Bundesstaats, der der Nächste in der Reihe wäre. Alle drei sind Mitglieder einer Partei – und der lachende Vierte, nächster in der politischen Erbfolge, ist in der anderen. Klingt nach großem politischen Kino? Welcome to Virginia.

Was sich dort gerade abspielt, ist atemberaubend. Dabei ist der Gouverneur von Virginia längst zu einem Symbol geworden. Für die einen steht Ralph Northam für den latenten Rassismus, der vor allem im Süden der USA noch immer weit verbreitet sei, für all die Wunden, die den Afroamerikanern über Jahrhunderte zugefügt wurden. Für die anderen repräsentiert er die verhasste Linke, die keinen Respekt vor dem Leben habe und, wie Präsident Donald Trump in seiner Rede zur Lage der Nation tönte, Babys "hinrichten" wolle.

Northam war ein Hoffnungsträger

Nur die Stimmen, die sich für Northam aussprechen, sind kaum zu hören. Dabei galt der frühere Kinderarzt als Hoffnungsträger der Demokraten, ein durch und durch Liberaler, der 2017 das Gouverneursamt in der einstigen republikanischen Hochburg holte.

Doch mit einer Stellungnahme für späte Abtreibungen in Extremsituationen rief der 59-Jährige die erzkonservativen Kräfte auf den Plan. Das Thema Abtreibungen spaltet das Land fast noch stärker als das Recht, eine Waffe zu tragen.

Nicht lange danach veröffentlichte das Trump-nahe Internet-Magazin "Big League Politics" ein 35 Jahre altes Foto aus einem Schuljahrbuch. Unter Northams Namen waren zwei junge, weiße Männer zu sehen, einer schwarz geschminkt, der andere in Ku-Klux-Klan-Verkleidung. Ein politisch katastrophales Foto: Das "Blackfacing" steht für die Herabsetzung der Schwarzen.

Seine Reaktion war dilettantisch

Ob Northam überhaupt einer der beiden Schüler auf dem Bild ist, war gar nicht mehr wichtig – zu dilettantisch war seine Reaktion. Die Demokraten, die den Vorwurf der Scheinheiligkeit fürchten, da ihre Anhänger Trump gerne als Rassisten bezeichnen, gingen rasend schnell auf Distanz: Afroamerikaner sind eine wichtige Wählergruppe für sie.

Aber aufgeben will Northam nicht. Er hat eine Washingtoner Krisen-PR-Firma engagiert, in der vor allem Afroamerikaner arbeiten, sich mit Geistlichen getroffen und versprochen, Rassismus stärker zu thematisieren. Das kann aufgehen – kurioserweise auch, weil seine beiden designierten Nachfolger ebenfalls straucheln.

Frauen werfen Stellvertreter sexuelle Übergriffe vor

So hat Medienberichten zufolge eine zweite Frau seinem Stellvertreter einen sexuellen Übergriff vorgeworfen. Die "Washington Post" berichtete am Freitag, eine Frau aus Maryland werfe Vize-Gouverneur Justin Fairfax einen "vorsätzlichen und aggressiven" Angriff im Jahr 2000 vor, als beide an der Duke-Universität studierten. Nach Angaben des Fernsehsenders CNN erhebt die Frau Vergewaltigungsvorwürfe gegen Fairfax.

Der 39-Jährige hatte erst am Montag Vorwürfe einer anderen Frau scharf zurückgewiesen. Die Begegnung in einem Hotelzimmer vor 15 Jahren sei "zu hundert Prozent einvernehmlich" gewesen, sagte Fairfax. Und am Mittwoch hatte der Justizminister des Bundesstaates, Mark Herring, zugegeben, dass er als 19-Jähriger mit brauner Schminke bei einer Party erschienen sei - auch hier also "Blackfacing".

Es bleibt spannend in Virginia. (mit AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false