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Politik: US-Gegenschlag: Flüchtlingswelle aus Afghanistan

Aus Afghanistan strömen nach UN-Angaben weiterhin Flüchtlinge in Scharen aus Angst wegen eines möglichen US-Militärschlags. Rund 5000 Flüchtlinge hätten nahe der Provinzhauptstadt Quetta die Grenze zu Pakistan erreicht, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf mit.

Aus Afghanistan strömen nach UN-Angaben weiterhin Flüchtlinge in Scharen aus Angst wegen eines möglichen US-Militärschlags. Rund 5000 Flüchtlinge hätten nahe der Provinzhauptstadt Quetta die Grenze zu Pakistan erreicht, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf mit. Da Pakistan die Grenzen zum Nachbarland geschlossen habe, verhandele das UNHCR mit den pakistanischen Behörden über die Aufnahme der Frauen, Männer und Kinder, sagte Sprecher Kris Janowski. Das UNHCR habe bereits 2000 Zelte nach Quetta geschickt. Insgesamt verfüge das Hilfswerk in Pakistan über 9300 Zelte, die mehr als 50 000 neue Flüchtlinge beherbergen könnten. In Pakistan leben bereits zwei Millionen Afghanen, die schon früher wegen Krieg und Dürre geflohen sind.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Der Flüchtlingsstrom nach Pakistan könnte nach Angaben von Janowski abnehmen, da die Taliban jetzt erstmals Kontrollposten an den entsprechenden Straßen errichtet hätten und nur noch Afghanen mit Reisepässen durchließen. Vermutlich verfüge jedoch nur eine Minderheit über Pässe. Zudem werde es für die Flüchtenden zunehmend schwerer und teurer, entsprechende Transportmittel zu bekommen.

Auch der Exodus der afghanischen Bevölkerung aus den großen Städten in Richtung ländliche Gebiete gehe weiter, sagte der Sprecher unter Berufung auf afghanische Mitarbeiter. Zehntausende hätten in den vergangenen Tagen Kabul und Kandahar verlassen, um bei Verwandten in Dörfern Unterschlupf zu finden. In der westlichen Stadt Herat sei die Atmosphäre gespannt. Es herrsche Verwirrung, weil die Einwohner nicht viel über die Ereignisse wüssten. Fernsehen sei unter den Taliban verboten, es gebe auch kaum noch Radiobatterien.

Weiterhin schränken Hamsterkäufe den ohnehin knappen Bestand an Lebensmitteln ein. Da UN-Hilfsorganisationen derzeit keine Lebensmittel in das Land bringen, sind nach Schätzung von Janowski die letzten Lagerbestände des Welternährungsprogramms (WFP) in kurzer Zeit aufgebraucht.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Ruud Lubbers, will mit Vertretern der US-Regierung die Lage erörtern. Er berichtete in New York von Bemühungen, Iran und Pakistan zur Aufnahme weiterer afghanischer Flüchtlinge zu gewinnen. Käme es zu einem Abkommen, müsste die internationale Gemeinschaft zumindest die finanzielle Last mit den beiden Gastgeberländern teilen, sagte Lubbers nach einer Unterredung mit UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Angesichts drohender US-Angriffe erwägen die Geistlichen Afghanistans die Ausrufung des Dschihad. Das arabische Wort Dschihad bezeichnet eine "Anstrengung". "Moslems haben nur dann die Erlaubnis zum Kampf, wenn sie angegriffen werden", erklärt der "Zentralrat der Muslime in Deutschland" auf seiner Website. Im Koran wird denjenigen göttliche Belohnung verheißen, die mit ihrem Vermögen und ihrem persönlichen Einsatz für den Islam einstehen. Wie das zu geschehen hat, erklären Rechtsgelehrte seit knapp 1400 Jahren immer wieder neu. Dabei ist Dschihad im Sinne von Krieg nur eine der Auslegungen. Mittlerweile wird jedoch vor allem der defensive Aspekt betont. Für den bosnischen Islamgelehrten Smail Balic ist Krieg nur im Verteidigungsfall legitim. Die Übersetzung "Heiliger Krieg" lehnt er ausdrücklich ab. "Der Krieg ist am wenigsten heilig."

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