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Politik: US-Gegenschlag: Jenseits von Kabul

Der "Flugzeugträger Rheinland-Pfalz" ist zur Fregatte geschrumpft. 70 000 Amerikaner haben das Bundesland seit dem Ende des Kalten Krieges verlassen.

Von Robert Birnbaum

Der "Flugzeugträger Rheinland-Pfalz" ist zur Fregatte geschrumpft. 70 000 Amerikaner haben das Bundesland seit dem Ende des Kalten Krieges verlassen. Aus Kasernengeländen und Landebahnen auf den Höhen von Westerwald, Hunsrück und Eifel sind friedliche Technologieparks und Einkaufszentren geworden. Trotzdem ist Ramstein Air Base immer noch die größte. Der Flughafen in der Nähe von Kaiserslautern ist seit 1951 die größte Luftwaffenbasis der USA außerhalb Nordamerikas. Gut 28 000 Soldaten, Zivile und Familienangehörige bilden eine eigene Stadt mit dreimal mehr Einwohnern als es das deutsche Örtchen Ramstein hat.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Fahndung: Der Stand der Ermittlungen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA In allen bewaffneten Konflikten am Rande Europas, von den verschiedenen NahostKriegen bis zum Krieg am Golf und um das Kosovo, war der Großflughafen in der Pfalz die Nachschub- und Einsatzbasis zwischen den USA und dem Einsatzort schlechthin. Ob Ramstein diese zentrale Rolle im kommenden "Feldzug" gegen den Terrorismus demnächst wieder spielt, ist noch schwer absehbar. Derzeit konzentriert sich die amerikanische Aufmerksamkeit auf Afghanistan. Für Kommandounternehmen liegt Mitteleuropa als Aufmarschraum zu weit entfernt; für einen regelrechten Krieg am Hindukusch aber ist es höchstwahrscheinlich zu spät: Spätestens im Oktober bricht über Afghanistan der Winter herein. Die USA brauchen den kontinentalen Flugzeugträger auch fürs Erste gar nicht. Zwei regelrechte Flugzeugträger-Verbände sind regulär seit längerem in der Golf-Region und im Indischen Ozean stationiert, zwei weitere - die "Theodore Roosevelt" vom Heimathafen Norfolk und die "Kitty Hawk" vom japanischen Yokosuka aus - sind unterwegs in Richtung der mutmaßlichen Einsatzorte. Diese schwimmenden Landebahnen mit ihren jeweils gut 50 Begleitschiffen haben für die USA den politischen Vorteil, dass sie nicht schwierige Verbündete wie Saudi-Arabien um Start- und Überflugrechte bitten müssen. Die strategischen B-52-Fernbomber der USA operieren ohnehin von der Insel Diego Garcia im Südindischen Ozean aus. Grafik: US-Luftbasen in Deutschland Anders stellt sich die Lage für die US-Militäreinrichtungen in Deutschland dar, wenn ein länger dauernder kriegerischer Konflikt größere Truppenverlegungen erforderlich machen oder wenn die USA - gemäß der Ankündigung, man werde den Terror nicht nur in einem Land bekämpfen - als nächstes auch nahöstliche oder nordafrikanische Regionen ins Visier nehmen sollten. Dann würde Ramstein sehr schnell wieder zur Drehscheibe der Militärlogistik. Die Start- und Landebahnen sind für Großtransporter wie Starlifter und Galaxy ausgelegt. Im Krisenfall könnte auch der Frankfurter Flughafen in die Militärlogistik einbezogen werden, auch wenn die USMilitärpräsenz dort 2006 enden soll. Ramstein ist aus einem zweiten Grund für die US-Militärs ein zentraler Anlaufpunkt: Ganz in der Nähe, in einem Waldgelände bei Landstuhl, liegt das Medical Center der US-Army. Das Militärkrankenhaus ist eins der größten weltweit, hier und im Hospital Heidelberg sind schon im Golf-Krieg Verwundete versorgt worden. In Heidelberg und Ramstein liegen überdies zwei wichtige Nato-Hauptquartiere.

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