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US-Haushaltsstreit: Die Börsen bleiben ruhig

In den USA machten die Parteien es am Donnerstag spannend. Wie reagierten die internationalen Finanzmärkte?

Bislang litt die Börse in Frankfurt am Main zwar unter dem anhaltenden Haushalts- und Schuldenstreit in den USA – das allerdings in Maßen. Die Debatte in den USA hat vor allem eine direkte Konsequenz: Wichtige Daten der US-Statistiker fehlen – wie etwa vom US-Arbeitsmarkt. Die Behörde hat wegen des „Shut Down“ ihre Arbeit eingestellt. Aber sonst herrscht bei Börsianern und Anlegern seit Tagen erstaunliche Gelassenheit, auch wenn die Spannung steigt, je näher das vermeintliche magische Datum rückt. Gleichwohl überbot der Deutsche Aktienindex am Mittwoch sogar noch die am Vortag erreichten neuen Höchststände. Erstmals war das Börsenbarometer in seiner 25-jährigen Geschichte am Dienstag auf mehr als 8800 Zähler geklettert. Mit 8861 wurde am Mittwochnachmittag eine neue Spitze erreicht.

Dass ein Absturz folgt, wenn die USA in die Pleite rutschen, damit rechnen die wenigsten Finanzmarktexperten. Der vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung ZEW unter ihnen ermittelte Index kletterte am Dienstag auf den Höchststand seit drei Jahren – als ob es die Krise in den USA nicht gebe. Stephen Schneider, Analyst bei der Düsseldorfer WGZ- Bank, hält den Aufwärtstrend im Dax für intakt. Jens Klatt von Forex Capital Markets in Berlin sieht weiter positive Zeichen und das Börsenbarometer schon nächste Woche bei mehr als 9000 Punkten.

Zwar schauen die Börsianer auf die Meldungen aus Weißem Haus und Kongress. Mindestens ebenso wichtig, eher wichtiger sind für sie aber auch die Quartalsberichte, die US- und in der nächsten Woche auch europäische Konzerne vorlegen. Zudem sagen Investoren sinkende US-Zinsen voraus, sollte es tatsächlich zur Pleite der USA kommen. Was tendenziell für Aktien spricht. Andererseits könnten die USA die Zinsen nicht mehr zahlen und auslaufende Anleihen tilgen, was erhebliche Auswirkungen haben dürfte. Weltbank-Präsident Jim Yong Kim warnte am vergangenen Wochenende eindringlich vor dramatischen Folgen für die Finanzmärkte und für die Weltwirtschaft, sollten sich Präsident und Kongress nicht verständigen. Die meisten Börsianer und Finanzmarktexperten haben das zwar gehört, aber sich an solchen eindringlichen Warnungen nicht gestört. Dirk Müller, ehemaliger Börsenhändler und Finanzmarktexperte, wundert sich über die Ruhe. „Es ist schon faszinierend, wie die Märkte reagieren.“ Er rät zur Vorsicht, warnt vor einem Ausverkauf nicht nur bei Aktien, wenn es in den USA keine Einigung gibt. „Wenn die Pleite kommt, wird es heftig.“ Nervös ist man auch in China, Japan und Russland. Denn diese Staaten halten US-Staatsanleihen in gigantischer Höhe (siehe Grafik links). Rolf Obertreis

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