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US-Präsident Donald Trump

© Jonathan Ernst/REUTERS

US-Kampf gegen das Coronavirus: Trump vergleicht sich mit Churchill

Der US-Präsident hat eingeräumt, die Corona-Gefahr heruntergespielt zu haben. Zur Verteidigung bemüht er eine historische Figur aus dem Zweiten Weltkrieg.

US-Präsident Donald Trump hat eine Parallele zwischen seinen Beschwichtigungen in der Corona-Pandemie und dem Verhalten des britischen Premierministers Winston Churchill im Zweiten Weltkrieg gezogen. „Als Hitler London bombardierte, ging Churchill, ein großer Anführer, oft auf ein Dach in London und sprach“, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einer Wahlkampfveranstaltung in Freeland im US-Bundesstaat Michigan.

„Und er sprach immer mit Gelassenheit. Er sagte, wir müssen Gelassenheit zeigen. Nein, wir haben es richtig gemacht, und wir haben eine Arbeit geleistet wie niemand sonst.“

Trump ist knapp zwei Monate vor der Wahl in den USA unter Druck geraten, weil er in Interviews des Investigativjournalisten Bob Woodward im März gesagt hatte, er habe die Gefahr durch das Virus bewusst heruntergespielt. Entsprechende Passagen und Tonbandaufnahmen waren am Mittwoch von US-Medien veröffentlicht worden. Trump sagte danach zu seiner Verteidigung, er habe keine Panik verbreiten wollen.

Trump verwies am Donnerstag auf den Rat der Regierung in London an die Briten im Zweiten Weltkrieg: „Keep calm and carry on“ (in etwa: Ruhe bewahren und weitermachen). „Das ist, was ich getan habe.“ Von Churchill ist überliefert, dass er die Bombenangriffe der Nazis auf London von einem Dach aus beobachtete, nicht aber, dass er dabei Reden hielt. Im Juni 1945 - also nach dem Kriegsende - sprach er im Wahlkampf auf einem Vordach, wie auf Fotos festgehalten wurde.

Bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus dementierte Trump am Donnerstag, dass er die Amerikaner über die Gefahr durch das Coronavirus belogen habe. Die entsprechende Frage eines Reporters nannte er „eine Schande“. „Ich habe nicht gelogen“, sagte Trump. „Ich habe gesagt, wir müssen ruhig bleiben, wir dürfen nicht in Panik geraten.“

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Trumps Herausforderer im Rennen ums Weiße Haus, der Demokrat Joe Biden, hatte dem Republikaner am Mittwoch vorgeworfen, das amerikanische Volk belogen zu haben und für den Tod Zehntausender US-Bürger verantwortlich zu sein.

Trump argumentierte am Donnerstag, hätte Woodward gedacht, dass seine Aussagen problematisch seien, hätte er damit sofort an die Öffentlichkeit gehen sollen, statt monatelang damit zu warten. In Freeland nannte er den Pulitzer-Preisträger Woodward vor jubelnden Anhängern einen „Spinner“.

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Erneut lobte er das Krisenmanagement seiner Regierung, das eine Mehrheit der Amerikaner in Umfragen seit Monaten negativ beurteilt. Trump sagte: „Ich denke, wir haben bei der Pandemie wahrscheinlich die beste Arbeit von allen Ländern geleistet, sicherlich von allen wichtigen Ländern der Welt.“

Im Weißen Haus stellte Trump die Lage in den USA in der Corona-Pandemie als besser dar als in Europa. „Wenn man sich die Europäische Union im Moment ansieht, dann haben sie Ausbrüche, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat, und offen gesagt sind ihre Zahlen auf einem Niveau, das viel schlimmer ist als die Zahlen hier“, sagte er. Als Beispiele nannte er Italien, Frankreich und Spanien. Dort haben die Infektionszahlen zwar wieder zugenommen, auch in den USA sind sie aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Trump zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die USA die Krise bald überwinden würden. Einen weiteren „Shutdown“ schloss er aus. Seinem Herausforderer bei der Wahl am 3. November, Joe Biden, warf er vor, die Pandemie für politische Zwecke zu missbrauchen. (dpa)

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