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US-Militär: Medienbeschuss wird nicht neu geprüft

Die Veröffentlichung eines Videos, das die Tötung mehrerer Zivilisten, darunter zwei Reuters-Journalisten, 2007 in Bagdad durch US-Helikopter dokumentiert, wird keine neue Untersuchung auslösen. Das sagte Admiral Hal Pittman vom Central Command, das den Irakkrieg führt.

Die Veröffentlichung eines Videos, das die Tötung mehrerer Zivilisten, darunter zwei Reuters-Journalisten, 2007 in Bagdad durch US-Helikopter dokumentiert, wird keine neue Untersuchung auslösen. Das sagte Admiral Hal Pittman vom Central Command, das den Irakkrieg führt.

Das Internetportal Wikileaks hatte auf bisher unbekanntem Weg den Mitschnitt des Angriffs durch die Bordkamera erhalten und am Montag auf ihre Webseite gestellt. Die Nachrichtenagentur Reuters, für die der Fotograf Namir Noor-Eldeen und sein Fahrer Saeed Chmagh arbeiteten, hatte das US-Verteidigungsministerium seit zweieinhalb Jahren erfolglos um die Freigabe des Videos gebeten. Bei einer früheren Untersuchung war das US-Militär zum Ergebnis gelangt, die Tötung sei Folge einer Fehleinschätzung gewesen, doch den beteiligten Soldaten sei kein strafrechtlicher Vorwurf zu machen, da sie die Einsatzregeln befolgt hätten.

An jenem 12. Juli 2007 hatte das US- Militär eine Operation mit Bodentruppen und Luftunterstützung in dem Bagdader Viertel Al Amin begonnen, das als Hochburg von Aufständischen galt. Die Bodentruppen wurden in den Straßen beschossen. Über dem Viertel kreisten Kampfhubschrauber, die die Schützen ausfindig machen und bekämpfen sollten. Die Helikopterbesatzung hielt die Fotoausrüstung, die Noor-Eldeen und Chmagh trugen, irrtümlich für Waffen und schoss auf die Männer. Später beschoss sie auch ein Auto und dessen Insassen, die die Getroffenen abtransportieren wollten, im Glauben, auch das seien Aufständische.

Die Veröffentlichung des Videos und die Pressekonferenz von Wikileaks am Montag im National Press Club Washington hat in den USA geringe Resonanz gefunden. Die US-Medien berichten, übernehmen aber zumeist nicht die Wikileaks-Darstellung, dies sei eine neue Form des investigativen Journalismus.

Die Agentur Reuters und Menschenrechtsorganisationen begrüßen die Veröffentlichung des Militärvideos, dessen Echtheit Militärs inzwischen bestätigt haben. Die „Washington Post“ und die „New York Times“ analysieren, sachlich ergäben sich daraus keine neuen Informationen. Die Abläufe seien bekannt. Auch die rohen und teils hämischen Kommentare der Soldaten während des Beschusses der vermeintlichen Aufständischen sind längst dokumentiert: in dem Buch „The Good Soldiers“ von David Finkel, der das US-Militär bei der Operation in Al Amin am 12. Juli 2007 als Reporter der „Washington Post“ begleitet hatte.

Die Blätter werfen Wikileaks vor, in der 17-minütigen Kurzfassung, die häufiger angeklickt werde als die 38 Minuten lange Originalversion, seien die Szenen herausgeschnitten, die belegen, dass das US-Militär beschossen wurde. Sie fragen auch nach finanziellen Interessen. Wikileaks sei nahezu pleite gewesen, habe das Video seit drei Monaten besessen, aber unter Verschluss gehalten und benutze es nun für eine PR-Offensive mit Spendenaufruf. Bei der Beschaffung und Veröffentlichung dieses und anderer Videos habe Wikileaks US-Recht gebrochen.

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