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John McCain

© AFP

US-Präsidentschaftswahlkampf: John McCain - Die Rückkehr des alten Kriegers

Für den Vietnamkriegsveteranen John McCain war die Vorwahl in New Hampshire ein phänomenales Comeback. Die Gegner hatten den republikanischen Senator schon längst abgeschrieben.

Lange hatte es so ausgesehen, als hänge ein böser Fluch über John McCain. Glücklos stolperte der Senator durch den Wahlkampf, das Geld ging ihm aus, die Wähler wandten sich ab. Das traurige Ende einer langen Laufbahn schien nahe. Doch der alte Haudegen hat es allen noch einmal gezeigt: Mit seinem spektakulären Sieg bei der Vorwahl im Bundesstaat New Hampshire ist der 71-Jährige wieder ernsthaft im Rennen um die Präsidentschaft. "Wir haben den Leuten gezeigt, wie ein richtiges Comeback aussieht", rief McCain in der Nacht zu Mittwoch seinen Anhängern in Nashua zu. Jetzt oder nie: Angesichts seines Alters dürfte es McCains letzte Chance auf das Weiße Haus sein.

Freunde bewundern McCain für seine Geradlinigkeit, Gegner kritisieren ihn als stur und eigenbrötlerisch. Seit seiner Wahl zum Senator 1986 hat er ein Image der Glaubwürdigkeit kultiviert. "Ich habe nur eine Strategie: Sagen, was ich denke", sagte er in seiner Siegesrede. McCains Leidensgeschichte als Vietnam-Veteran, Folteropfer und Krebs-Überlebender unterstützt das Bild des furchtlosen Einzelkämpfers, das ihm Wertschätzung in beiden politischen Lagern sichert. Fünf Jahre war McCain Kriegsgefangener des vietnamesischen Vietcong. Diese quälende Zeit hinterließ Spuren. McCain trägt Narben im Gesicht, seine Arme sind nur beschränkt bewegungsfähig.

"Von den Toten auferstanden"

Abgehärtet durch seine Lebenserfahrung präsentiert sich McCain in der Politik als einer, der sich in seinem Urteilsvermögen nicht beirren lässt. Noch im Sommer stand sein Wahlkampf wegen mangelnder Spenden vor der Pleite. McCain musste die meisten Mitarbeiter entlassen. Der Spott seiner Gegner war ihm gewiss, doch McCain kämpfte mit kleinem Budget weiter. Kreuz und quer reiste er im Bus durch New Hampshire, wo er bereits im Jahr 2000 die Vorwahlen gewann, ehe ihn George W. Bush mit einem harten Wahlkampf in anderen Staaten überrundete. "Er ist von den Toten auferstanden", sagte McCains Sprecher Mark McKinnon nach dem neuen Sieg am Dienstag im Sender Fox News. "Niemand hätte das gedacht, er hat es durch puren Mut geschafft."   Seine Stärke in New Hampshire bezog McCain auch aus der Schwäche seiner Gegner. Nach den polarisierenden Bush-Jahren bediente er die Sehnsucht der Republikaner nach Kompetenz gerade in der Außen- und Sicherheitspolitik, in der er mehr Erfahrung hat als alle seine Mitbewerber. Nach der Irak-Invasion 2003 hatte sich der frühere Kampfflieger furchtlos gegen die eigene Partei gestellt: Die Strategie gehe nicht auf, die Zahl der US-Soldaten im Irak sei zu niedrig. Erst vor einem Jahr folgte Bush dem Vorschlag des Senators und stockte die Truppen auf. Seitdem hat sich die Lage dort beruhigt, die Entwicklung scheint McCain Recht zu geben.

An dem unpopulären Einsatz im Irak will McCain festhalten: "Ich möchte lieber die Wahl verlieren als den Krieg", sagte er im Wahlkampf. Solche Äußerungen festigen seinen Ruf als Mann mit Prinzipien, bergen aber auch ein Risiko: Sollte sich die Lage im Irak verschlechtern, dürfte das auch den Kandidaten McCain nach unten ziehen. Und noch etwas lastet auf dem Senator: McCain wird im Sommer 72 Jahre alt. Noch nie haben die US-Bürger einen so betagten Kandidaten neu ins Weiße Haus gewählt. Gegen einen demokratischen Konkurrenten Barack Obama - Jahrgang 1961 - oder auch gegen Hillary Clinton - Jahrgang 1947 - könnte McCain im Hauptwahlkampf alt aussehen.

Peter Wütherich[AFP]

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