zum Hauptinhalt

Politik: US-Präsidentschaftswahlkampf: Vom Wunderkind am Klavier zur Sowjet-Expertin. Condoleezza Rice berät Bush in der Außenpolitik

Wenn Condoleezza Rice als wichtigste außenpolitische Beraterin des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten George W. Bush vorgestellt wird, bleibt vielen Gesprächspartnern eine Sekunde lang der Mund offen: Als schwarze Amerikanerin verstößt sie gegen alle Klischees von einem Spezialisten für Abrüstung und den ehemaligen Ostblock.

Wenn Condoleezza Rice als wichtigste außenpolitische Beraterin des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten George W. Bush vorgestellt wird, bleibt vielen Gesprächspartnern eine Sekunde lang der Mund offen: Als schwarze Amerikanerin verstößt sie gegen alle Klischees von einem Spezialisten für Abrüstung und den ehemaligen Ostblock. Doch von Vorurteilen lässt sich die 45-jährige in ihrer Karriere nicht aufhalten. Nach einem Wahlsieg Bushs sehen viele sie schon auf dem mächtigen Posten der Nationalen Sicherheitsberaterin.

Rice wuchs im Süden der USA auf, zu einer Zeit, als dort noch Rassentrennung herrschte. Als Schülerin durfte sie in Birmingham im Bundesstaat Alabama nicht mit Weißen am selben Tresen essen, was ihrem Ehrgeiz aber keinen Abbruch tat: "Meine Eltern und Lehrer überzeugten mich, dass ich eines Tages trotzdem Präsidentin der Vereinigten Staaten werden könne."

Rice erwies sich als Eins-Plus-Studentin, machte schon mit 19 Jahren ihren College-Abschluss und promovierte mit 26 Jahren in Politik. Bevor sie sich auf Sowjetstudien spezialisierte, hatte Rice von einer Laufbahn als Pianistin geträumt. Als sie mit 15 Jahren an die Universität ging, wählte sie zunächst Musik als Hauptfach. Doch dann stellte sie fest, dass es zur Virtuosin nicht reichte.

Rice wechselte zur internationalen Politik, machte ein Praktikum im US-Außenministerium und trat 1981 eine Professur an der renommierten Stanford-Universität in Kalifornien an. Sie schrieb zwei Bücher über die ehemalige Sowjetunion und wurde 1987 Beraterin des US-Generalstabes für strategische Atomwaffen. 1988 verhandelte sie in Bulgarien mit sowjetischen Regierungsvertretern. "Erst fragten sie mich natürlich, was ein nettes Mädchen wie ich an Raketen interessant finde", berichtet sie. "Aber als sie über den ersten Schock hinweg waren, wurde sogar ein kleiner Vorteil daraus, weil es einen einzigartig macht, vielleicht sogar ein wenig exotisch."

Die Leistung der schwarzen Professorin beeindruckte den damaligen Präsidenten George Bush, der sie 1989 in seinen Nationalen Sicherheitsrat berief. Rice half dem Vater des heutigen Präsidentschaftskandidaten bei der Vorbereitung auf seine Gipfeltreffen mit dem damaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow. Für den Sohn entwickelte sie im Frühjahr ein Verteidigungskonzept, das einen Raketenschild für die USA und ihre Alliierten mit radikalen Reduzierungen der russischen und US-Atomwaffenarsenale kombiniert.

Gretchen Cook

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false