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Politik: US-Präsidentschaftswahlkampf: Warum der Parteitag der Republikaner ein Fest für die Deutsche Post ist

Es gilt, eine Premiere zu verkünden. Erstmals ist die Post dabei.

Es gilt, eine Premiere zu verkünden. Erstmals ist die Post dabei. Die deutsche, wohlgemerkt - beim Parteitag der US-Republikaner. Und das kam so

In Washington wohnt seit fast 20 Jahren ein Bundesbürger namens Wolfgang Pordzik, der bis 1996 dort die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung leitete. Heute steht Pordziks Name im prominenten Verzeichnis jener, die das amerikanische Justizministerium als Lobbyisten führt. Jeder darf wissen, die US-Regierung teilt es bereitwillig mit: der Deutsche Wolfgang Pordzik verdient sein Geld damit, die Interessen der Deutschen Post in Amerika zu vertreten.

Dort haben die Briefträger aus Germanien ein Problem. Es tobt ein Krieg zwischen UPS, dem privaten Paketdienst, und der Post. UPS hat bereits 1994 in Brüssel Beschwerde eingereicht. Die Post beziehe Monopolaufträge staatlicher Stellen in Deutschland; und außerdem profitiere die Deutsche Post auf unlautere Weise von dem Umstand, dass sie Gewinne aus einem Geschäftszweig, dem Monopolbereich Briefzustellung, zur Subventionierung ihres Defizits bei der Paketzustellung einsetze, so lauten die beiden Vorwürfe. Demnächst soll ein Schiedsspruch kommen.

Dies alles scheint mit dem Parteitag der Republikaner wenig zu tun zu haben. Genau hierin liegt der Irrtum. Wenn es nach Wolfgang Pordzik oder Tausenden anderen Lobbyisten geht, die meisten davon sind natürlich Amerikaner, dann dreht sich der Parteitag nicht um die ohnedies sichere Nominierung von George W. Bush als Präsidentschaftskandidat. Um was es geht, sind Kontakte.

"Schauen Sie", erklärt Pordzik. "Wenn Bush gewinnt, sitzen etliche von denen nächstes Jahr im Justizministerium!" Dazu zeigt er auf die Gäste seiner Party. Pordzik kennt nämlich den Chef der "Republican National Lawyers Association", des Bundesverbandes der republikanischen Juristen. Der Verband wollte, wie jede andere Berufsgruppe auch, am Rande der Convention eine Party veranstalten. Dutzende Unternehmen boten sich an, den Empfang zu Bier, Weisswein, Roast Beef und Shrimps zu sponsorn. Pordzik und die Deutsche Post gewannen.

"Networking" heißt das. Natürlich dürfen deutsche oder andere ausländische Unternehmen keine US-Parteiveranstaltungen bezahlen. Deshalb ist auf der Einladung zur Fete der "Anwälte für Bush" auch nicht die Deutsche Post an sich genannt, sondern ein Unternehmen namens "Danzas AEI", das seinen Sitz im US-Bundesstaat Connecticut knapp nördlich von New York City hat.

"Danzas AEI" ist der Zusammenschluss zweier Groß-Spediteure, die beide zu hundert Prozent der Deutschen Post gehören. Deshalb steht deren Name auch unten auf dem gelben Schild, das die Republikaner-Juristen begrüßte, als sie am Dienstagnachmittag ins Restaurant "Bookbinders" im Zentrum Philadelphias kamen.

Ein paar zehntausend Dollar kostet der Spaß, für den Verband republikanischer Juristen die Party auszurichten. Doch was haben "Danzas AEI" und die Post davon? Pordzik beschreibt es so: Momentan antechambriere UPS massiv im US-Kongress und bei der Clinton-Regierung selbst. Der ohnedies weitverbreitete Glaube, bei wettbewerbsfähigen europäischen Konkurrenten könne es sich lediglich um dünn kaschierte Staatsunternehmen handeln, werde bewusst eingesetzt, um die Deutsche Post mies zu machen.

Also schmeißen Pordzik und "Danzas AEI", sprich: die Deutsche Post, für die Republikaner-Juristen eine Fete. "Dann kann man später, falls Bush gewinnt", so erklärt Pordzik, "bei denen anrufen und sagen: Wir haben doch mal zusammen..."

Die von der Deutschen Post bezahlte Republikaner-Fete ist eine von angeblich 435, die rund um die eigentliche Convention stattfinden. Natürlich ist die Post nicht parteiisch. Deshalb bezahlt sie in zwei Wochen in Los Angeles, beim Parteitag der Demokraten, die Fete für die schwarzen Abgeordneten.

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