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Mein Smartphone, mein Leben: Zwangstrennungen verursachen Herzrasen und Angtszustände.

© Jens Kalaene, dpa

US-Studie: Machen Smartphones dümmer?

Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt: Die bloße Anwesenheit eines Smartphones verursacht bei dessen Besitzer Gehirnkapazitätsabflüsse - einen Braindrain.

Das englische „Braindrain“ hat es bis in den Duden geschafft. Das Wörterbuch definiert ihn als Abwanderung von Wissenschaftlern ins Ausland. Der Begriff lässt sich aber auch wörtlich übersetzen. Dann bedeutet er so viel wie Gehirnabfluss oder besser: Gehirnkapazitätsabfluss. Wer etwa eine „Tatort“-Folge sieht und versucht, währenddessen ein Sudoku zu lösen, wird beide Tätigkeiten mit geringerer Aufmerksamkeit verrichten, als wenn er sie nacheinander ausübt. Wer Auto fährt und gleichzeitig das Handy benutzt, hat in Krisensituationen eine verminderte Reaktionsfähigkeit.

Was aber passiert, wenn ein Smartphone gar nicht benutzt wird, Ton und Vibrator ausgestellt wurden, das Gerät selbst aber neben einem liegt? Dieser Frage sind Wissenschaftler der Universitäten in Texas, San Diego und Pittsburgh nachgegangen. Ihr Ergebnis: Die bloße Anwesenheit von Smartphones reduziert die verfügbaren geistigen Kapazitäten ihrer Besitzer. Die Studie wurde unlängst im „Journal of the Association for Consumer Research“ (University of Chicago Press) veröffentlicht.

Erst kommt ein neues Produkt auf den Markt, dann werden Erfahrungen damit gesammelt. Vor zehn Jahren besaßen vier Prozent der Amerikaner ein Smartphone, heute sind es knapp 80 Prozent, bei den unter 35-Jährigen sind es gar 92 Prozent. Im Durchschnitt benutzen Smartphone-Besitzer ihr Gerät 85 Mal am Tag, 91 Prozent sagen, dass sie ohne es nie das Haus verlassen.

Herzrasen und Angstzustände

Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen auf das Klingelgeräusch ihres Smartphones ebenso empfindlich reagieren wie auf das Hören ihres Namens. Eine Zwangstrennung von dem Gerät kann Herzrasen und Angstzustände hervorrufen, weil es als personalisierte Verbindung mit der äußeren Welt wahrgenommen wird. Eine Trennung wird mit Isolation assoziiert.

Wie lief die Studie ab? Mehr als 500 Studenten wurden in drei Gruppen unterteilt. Die Mitglieder der ersten mussten ihr Smartphone in einer Manteltasche lassen, bevor sie in einen anderen Raum gingen, die der zweiten durften es in einem Rucksack mit hinein nehmen, die der dritten wurden aufgefordert, es neben sich auf den Tisch zu legen. Dann mussten alle Probanden dieselben Aufgaben lösen.

Das kam dabei heraus: Je weiter das Gerät von seinem Besitzer entfernt war, desto eher wurden die Aufgaben bestanden. Am schlechtesten schnitten jene ab, die es direkt neben sich gelegt hatten. Ein zweites Ergebnis: Je größer die Abhängigkeit von dem Smartphone, desto größer ist auch der Gehirnkapazitätsabfluss, der Braindrain.

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