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Politik: US-Truppen stürmen Saddams Paläste

Briten: Haben Basra komplett unter Kontrolle / Deutscher und spanischer Journalist nahe Bagdad getötet

Bagdad (Tsp). Im Kampf um Bagdad sind die USTruppen am Montag erstmals ins Machtzentrum von Saddam Hussein vorgedrungen. Nach eigenen Angaben brachten US-Panzerverbände drei seiner Paläste unter ihre Kontrolle. Die britische Armee erklärte den Kampf um die Stadt Basra für „mehr oder weniger beendet“. Südlich von Bagdad starben ein Reporter des Magazins „Focus“ und ein spanischer Kollege bei einem irakischen Raketenangriff. Nach Angaben der Alliierten wurde ein Cousin Saddams bei einem Luftangriff getötet. In Nordirland trafen sich US-Präsident George W. Bush und der britische Premier Tony Blair.

Mehr als hundert Panzer und Panzerfahrzeuge rückten im Morgengrauen ins Zentrum der irakischen Hauptstadt vor. Der Vorstoß habe gezeigt, dass die irakische Regierung einen Teil der Stadt nicht mehr unter Kontrolle habe, sagte US-General Vincent Brooks im Einsatzführungskommando in Katar. Die US-Armee bezog am Nachmittag mit drei Panzerfahrzeugen Stellung neben dem Palast der Republik. Auf dem Palast-Grundstück befindet sich Saddams persönliches Büro sowie ein Atombunker. Der irakische Informationsminister Sajid al Sahaf erklärte, in ganz Bagdad gebe es „keinen amerikanischen Soldaten“. Das Informations- und das Außenministerium befanden sich noch in irakischer Hand, berichteten Korrespondenten.

Südlich von Bagdad starben zwei US-Soldaten und zwei Journalisten, als auf einem US-Stützpunkt eine irakische Rakete einschlug. Bei den Journalisten handelt es sich um den 35-jährigen „Focus“-Reporter Christian Liebig und den 32-jährigen Julio Parrado von der Madrider Zeitung „El Mundo“. Beide waren mit der 3. US-Infanteriedivision als so genannte „embedded journalists“ seit Kriegsbeginn unterwegs.

In Washington zeigte sich Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zurückhaltend zu Berichten, in einer Art Ausbildungslager im Zentralirak hätten US-Truppen möglicherweise Giftgas entdeckt. Am Tag zuvor gefundene verdächtige Substanzen in einem Lager südlich von Bagdad erwiesen sich als Pflanzenschutzmittel.

Die britischen Truppen erklärten unterdessen, sie hätten die südirakische Großstadt Basra völlig unter ihrer Kontrolle. Verteidigungsminister Geoff Hoon sagte, die Truppen würden zunächst dort bleiben. Hoon sagte weiter, es gebe „solide Hinweise“ darauf, dass General Ali Hassan al Madschid, genannt „Chemical Ali“, bei einem Angriff am Wochenende ums Leben gekommen sei. Er hatte die Angriffe mit Chemiewaffen auf Kurden vor einigen Jahren kommandiert.

Bush und Blair wollten bei ihrem Treffen über den Verlauf des Krieges im Irak und den Wiederaufbau des Landes nach dem Sturz von Saddam beraten. Bushs Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice besuchte Moskau und sprach mit der russischen Führung. Nachdem sich am Wochenende bereits der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz gegen eine Übernahme der Verwaltung des Irak durch die UN ausgesprochen und gesagt hatte, US-Soldaten müssten vermutlich noch sechs Monate nach Kriegsende im Land bleiben, stimmte dem am Montag auch der Vorsitzende des verteidigungspolitischen Ausschusses im Senat, John Warner, zu. Man habe aus den Fehlern des Balkan-Krieges gelernt. Dort hätten die UN-Verwalter die Lage nach zwölf Jahren immer noch nicht im Griff, sagte Warner. In Berlin erwartet am Freitag Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) UN-Generalsekretär Kofi Annan. Beide wollen eine zentrale Rolle der UN beim Wiederaufbau des Irak.

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