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Donald Trump nach seinem Vorwahlsieg in Indiana.

© Justin Lane/dpa

US-Vorwahl in Indiana: Die Republikaner sind jetzt Trumps Partei

Mit einem hohen Sieg in Indiana drängt Trump Ted Cruz aus dem Rennen und sichert sich die Nominierung. Für Hillary Clinton wird der Mai ungemütlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Donald Trump kann viele Dinge sein Eigen nennen, von denen normale Sterbliche nur träumen. Nun kontrolliert er auch eine Partei: die Grand Old Party (GOP) der USA. Die Vorwahl in Indiana in der Nacht zu Mittwoch wurde nicht nur zur - erwarteten - Vorentscheidung und späten Genugtuung für ihn. Sein klarer Sieg dort - mit 53 Prozent der Stimmen und 17 Prozentpunkten Vorsprung vor Ted Cruz - trieb den einzigen noch ernst zu nehmenden Rivalen, Ted Cruz, zur Aufgabe.

Trump kontrolliert jetzt die GOP

Da ist nun niemand mehr zu sehen, der Trump die Nominierung auf dem Parteitag streitig machen könnte. Und die Person, die in den USA eine Partei in den Präsidentschaftswahlkampf führt, wird damit zu ihrem unausgesprochenen Vorsitzenden. Trump hat jetzt das Sagen bei den Republikanern, zumindest für die sechs Monate zur Hauptwahl am 8. November. Und vielleicht sogar für mehrere Jahre - sofern er ins Weiße Haus einzieht.

In seiner Siegesrede schlug Trump einen sanfteren Ton an, jedenfalls gemessen an den ausfälligen Worten, die er für seine Konkurrenten gefunden hatte, solange sie noch im Rennen waren. Ted Cruz sei "ein höllenmäßiger Gegner" gewesen, sagte er in bewunderndem Ton, strich aber zugleich die Größe seines Triumphs heraus. "Ich weiß, wie hart es ist, so brutal besiegt zu werden", fügte Trump hinzu.

Cruz gibt auf: "Sehe keinen Weg zur Nominierung"

Cruz dankte seinen Anhängern für die Unterstützung. Nach der Niederlage in Indiana - er erreichte 37 Prozent - sehe er für sich "keinen Weg mehr zur Nominierung. Die Wähler haben sich für eine andere Richtung entschieden", sagte er, ohne Trumps Namen zu nennen. John Kasich erhielt acht Prozent der Stimmen und bleibt im Rennen. Er hofft auf Erfolge bei den verbleibenden neun Vorwahlen - vor allem im Westen der USA, wo die Republikaner moderater sind, zum Beispiel in Oregon, New Mexiko und Kalifornien. Trump hat nun 1047 Delegierte, Cruz 565, Kasich nur 153. Für die Nominierung sind 1237 Delegierte nötig.

Clinton verliert überraschend - und schweigt

Für Hillary Clinton beginnt der Mai ungemütlich. Sie verlor überraschend in Indiana. In den Umfragen hatte sie mit 50 zu 43 Prozent vor Bernie Sanders gelegen. Die Vorwahlen hatten das umgekehrte Ergebnis: 52,5 Prozent für Sanders, 47,5 Prozent für sie. Das Ergebnis ändert wenig an ihrer komfortablen Führung in der Delegiertenzählung: 2202 zu 1400. Einmal mehr zeigt sich aber, dass viele Demokraten in Hillary Clinton nicht die ideale Kandidatin sehen, auch wenn ihre Nominierung längst als sicher gilt. Insbesondere in zwei Wählergruppen hat Sanders weit mehr Attraktivität und weist damit auf Clintons Schwächen hin: weiße Arbeiter, die um ihre Jobs und ihren gesellschaftlichen Abstieg fürchten, sowie die jungen Wähler in der Altersgruppe bis 35, darunter zahlreiche Studenten. Während Sanders in seiner Siegesrede die Angriffe auf sie bekräftigte - unter anderem kritisierte er erneut ihre Redehonorare bei Banken und ihre Stimme für den Irakkrieg -, gab sie keinen Kommentar zum Wahlergebnis ab und verzichtete auf öffentliche Auftritte nach der Auszählung.

Der Mai könnte insgesamt ein ungemütlicher Monat für Clinton werden. West Virginia am 10. Mai sowie Kentucky und Oregon am 17. Mai sind weitere Staaten, in denen Sanders gute Aussichten hat.

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