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US-Vorwahlen: Clinton: "Schande über Dich, Barack Obama"

Der Ton wird schärfer: Mit einer überraschenden Attacke auf ihren innerparteilichen Rivalen Barack Obama hat US-Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton am Wochenende versucht, ihrem Wahlkampf neuen Schwung zu verleihen.

"Schande über Dich, Barack Obama", rief die Senatorin aus New York während einer Wahlkampfveranstaltung in Ohio, wo neben Texas am 4. März wichtige Vorwahlen der Demokraten anstehen. Clinton wirft Obama vor, irreführende Flugblätter formuliert zu haben. Obama bewertete Clintons Angriff in einer ersten Reaktion als reine Taktik. Der Senator hatte zuletzt elf Vorwahlen in Folge gegen die ehemalige First Lady gewonnen.

"Es wird Zeit, dass Du einen Wahlkampf führst, der im Einklang mit Deinen öffentlichen Verlautbarungen steht", schimpfte Clinton. "Triff mich in Ohio. Lass uns debattieren über Deine Taktiken und Dein Verhalten in dieser Kampagne", rief Clinton mit wutverzerrtem Gesicht. Sie beschuldigt den Senator aus Illinois, irreführende Wahlkampfbriefe über Gesundheitsfürsorge und Freihandel an die Wähler zu verschicken. Obamas Kampagne "diskreditiert eine umfassende Gesundheitsversorgung und führt eine falsche Kampagne gegen meinen Plan", sagte Clinton. Obama verschwende "Millionen Dollar für die Aufrechterhaltung von Unwahrheiten".

Obama Clintons Angriff nur Wahlkampftaktik

Obama verteidigte die Formulierungen in seinen Flugblättern und äußerte Verwunderung über den Zeitpunkt von Clintons Angriff, zumal die Briefe schon lange im Umlauf seien. "Ich bin über den plötzlichen Wandel im Tonfall verdutzt", sagte der 46-Jährige über seine 60-jährige Kontrahentin, "es sei denn, sie (die Flugblätter) wurden ihr gerade erst gezeigt". Es erwecke bei ihm den Eindruck, dass es sich um Taktik handele.

Clinton ist im Laufe des beispiellos spannend verlaufenden Vorwahlkampfes zusehends ins Hintertreffen geraten. Nach elf verlorenen Vorwahlen in Folge konnte sie auch bei einer Fernsehdebatte mit Obama am Donnerstag in Austin keinen Boden gutmachen. Die wenigen kritischen Äußerungen, die sie gegenüber ihrem Rivalen während der Fernsehdiskussion anbrachte, stießen auf Unmut im Publikum. Die Senatorin von New York stand vor dem Dilemma, Obama angreifen zu müssen, ohne sich zu aggressiv zu zeigen. Doch angesichts ihrer sinkenden Aussichten hat Clinton sich offenbar für eine Angriffstaktik entschieden.

Clinton Kein Kampf auf verlorenem Posten

Aus der Umgebung der Senatorin werden seit den jüngsten Niederlagen Berichte stetig dementiert, wonach Clinton auf verlorenem Posten kämpft. Ihr Wahlkampfteam bestritt einen Bericht der "Washington Post", der ein Mitglied aus Clintons Wahlkampfteam mit den Worten zitierte, die Niederlage in Wisconsin sei ein "entscheidender Schlag" gewesen. "Sie weiß, worauf es hinausläuft", zitierte das Blatt den Mitarbeiter. Es gebe "mathematische Realitäten" bei denen "jetzt nicht mehr viel verdrängt werden kann." Clinton hat bislang 1275 Delegierte für den Nominierungsparteitag im Sommer gewonnen, Obama hat 1374 Delegierte auf seiner Seite. Insgesamt benötigt der zukünftige Präsidentschaftskandidat 2025 Delegiertenstimmen, um nominiert zu werden.

"Diese Geschichte ist Unsinn", reagierte Clintons Sprecher Howard Wolfson. "Die Stimmung ist gut. Senatorin Clinton arbeitet jeden Tag hart, um in Texas und Ohio ein gutes Ergebnis zu erzielen und die Nominierung zu sichern." Dafür müsste Clinton in diesen beiden Bundesstaaten klare Siege erzielen. In Ohio werden 141 Delegierte und in Texas 193 vergeben. Selbst Clintons Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, hat mittlerweile eingeräumt, dass alles andere als ein klarer Sieg in diesen beiden Staaten die Aussichten seiner Frau auf eine Kandidatur vermutlich begraben würde. (imo/AFP)

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