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US-Vorwahlen: Republikanern fehlt der klare Favorit

Die Luft ist raus: Zwei Wochen vor dem Super Tuesday haben die verbleibenden Kandidaten der Republikaner den Wählern nichts mehr zu sagen. Die Suche nach einem vorzeigbaren Anti-Romney geht weiter - wohl bis zum bitteren Ende.

Die Luft ist raus. Wenn man irgendetwas nach der etwa 25. Debatte der Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur sagen kann: Die verbleibenden  Vier in diesem Wettbewerb haben nichts mehr zu sagen. Weder einander noch dem amerikanischen Volk.

Statt eine konservative Vision für Amerika zu entfalten. Statt deutlich zu machen, warum gerade sie in das höchste Staatsamt gewählt werden sollten. Statt sich als eine klare Alternative, ja als die einzig plausible konservative Alternative zu Präsident  Barack Obama zu präsentieren, verhedderten die Vier sich am Dienstagabend in ihren Grabenkämpfen und Scharmützeln.

Es sind nur noch sechs Tage bis zu den Vorwahlen in Arizona und Michigan und nur noch zwei Wochen bis zum Super Tuesday, wenn die Republikaner in zehn weiteren Staaten darüber entscheiden, wer im November Präsident Barack Obama herausfordern soll.

Aber längst geht in diesem Ausscheidungswettbewerb nicht mehr um Ideen, um Konzepte und Zukunftspläne. Sondern nur noch um taktische Vorteile, um Etappensiege von Debatte zu Debatte, von Vorwahl zu Vorwahl.

Nach etwa 25 Debatten und neun Vorwahlen ist alles unklar – bis auf eines: Es gibt wider Erwarten keinen Favoriten. Und das liegt nicht daran, dass die Vier so stark, sondern dass sie so schwach sind.

Lange Zeit sah es so aus, als würde Mitt Romney der unvermeidbare Herausforderer Barack Obamas. Seine Kriegskasse ist prall gefüllt, seine Organisation überlegen, vor drei Jahren wollte er schon einmal für seine Partei antreten. Seit mehr als fünf Jahren bereitet sich Mitt Romney auf dies Schlacht ums Weiße Haus vor und versucht den Amerikanern zu erklären, warum er ins Oval Office gehört.

Eigentlich schien alles auf den ehemaligen Gouverneur von Massachusetts zuzulaufen. Doch das republikanische Wahlvolk, das die Entscheidung über die Präsidentschaftskandidatur trifft, hadert mit ihm.

Kein Wunder, denn es gibt kaum einen anderen republikanischen Politiker, der so häufig seine Positionen gewechselt hat. Je nachdem, was die Situation erforderte, gab er sich mal liberal, mal rechts. Er war für die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung, für gleichgeschlechtliche Ehen, für ein Recht auf Abtreibung, für Klimaschutzgesetze, bevor er dagegen war.

Politische Opportunitäten bestimmen seine Einstellungen. Bis heute kann er nicht erklären, was ihn als Staatslenker qualifiziert. Er preist seine Wirtschaftserfahrung verfügt und fühlt sich deshalb berufen, als „Mr. Fix-it“ Amerikas Probleme zu lösen.

Im Wahlkampf wirkt Romney oft unlustig und unbeholfen, das Werben um Wählerstimmen scheint ihm lästig. Stets erweckt er den Eindruck, als gebühre ihm nicht nur die Präsidentschaftskandidatur, sondern auch das Amt und sollte ihm endlich angetragen werden, damit er endlich loslegen kann.

Deshalb halten die Republikaner immer noch nach einer Alternative zu ihm Ausschau. Doch die Auswahl ist mager und dürftig. Vor einem guten Monat stieg plötzlich der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses Newt Gingrich kometenhaft auf. Doch sofort waren die Kritiker zur Stelle, die an Gingrichs Unberechenbarkeit und Wankelmut erinnerten. Gingrichs Stern sank wieder.

Seit ein paar Wochen macht ein Ex-Senator aus Pennsylvania Romney die Kandidatur streitig. Rick Santorum gewann eine Handvoll Vorwahlen, seine konservativen Positionen sind authentisch.

Zwar hätte er mit seinen extremen Ansichten zu Religion, zum Recht auf Abtreibung, zu Verhütungsmitteln und zur Rolle von Frauen nie eine Chance, Präsident zu werden. Aber eine nach rechts gerückte Partei, die ideologische Kompromisslosigkeit wünscht, findet an diesem in der Wolle gefärbten Sozialkonservativen Gefallen. Auch weil er in seinen Überzeugungen so viel echter wirkt als Romney.

Bis eben schien es darum, als könnte Santorum am kommenden Dienstag sogar Romney in den Vorwahlen von Michigan besiegen. Das wäre geradezu ein Vernichtungsschlag, denn Romney ist in Michigan aufgewachsen, sein Vater war dort ein erfolgreicher Auto-Unternehmer und Gouverneur.

Doch mittlerweile glänzt auch Kandidat Santorum nicht mehr wie noch vor einer Woche. Die Kandidatendiskussion am Dienstagabend in Arizona galt als seine große Bewährungsprobe, doch er vermasselte sie.

Santorum verlor seine Souveränität, auf die erwartbaren Angriffe seiner Gegner konterte er nur schwach. Hingegen demonstrierte erneut Newt Gingrich eindrucksvoll seine Qualitäten als Debattenredner. Auf einmal steigt sein Stern wieder.

Da ist auch noch ein Vierter in der Runde, der Abgeordnete Ron Paul, ein Libertärer und Held aller Kriegsgegner und Staatsskeptiker. Doch er hat keine Chance, Paul hat noch keine Vorwahl gewonnen und die Republikaner würden ihn niemals aufs Schild heben.

Die verzweifelte Suche nach einem vorzeigbaren Anti-Romney geht darum weiter – vielleicht bis zum bitteren Ende.

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