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Politik: US-Wahl entschieden?: Glück, gute Anwälte und Disziplin

George W. Bush mag wie ein politisches Leichtgewicht wirken, doch wer ihn zu unterschätzen wagt, hat falsch kalkuliert: Mit Glück, guten Anwälten und Disziplin eroberte der Republikaner für Partei und Familie offenbar das US-Präsidentenamt zurück, das sein Vater vor acht Jahren an Bill Clinton verloren geben musste.

George W. Bush mag wie ein politisches Leichtgewicht wirken, doch wer ihn zu unterschätzen wagt, hat falsch kalkuliert: Mit Glück, guten Anwälten und Disziplin eroberte der Republikaner für Partei und Familie offenbar das US-Präsidentenamt zurück, das sein Vater vor acht Jahren an Bill Clinton verloren geben musste.

Anders als der erste Präsident George Bush, der auf viele abgehoben und gefühlskalt wirkte, verbreitete sein Sohn im Wahlkampf das sonnige Selbstbewusstsein eines Mannes, der mit sich im Reinen ist. Seine Wissenslücken und seine spärliche Regierungserfahrung gleicht er in den Augen seiner Anhänger mit Entschlusskraft und klugen Beratern aus. Nach der Wahl ließ er das Image des charmanten Burschen im Schrank verschwinden. Die Rolle des Präsidenten muss er indes noch üben.

Die politische Karriere des jungen Bush ist kometenhaft. Vor seinem Wahlsieg in Texas über die populäre demokratische Gouverneurin Ann Richards 1994 war er höchstens als Wahlhelfer seines Vaters bekannt. Doch spätestens nach seiner haushohen Wiederwahl zum Gouverneur vor zwei Jahren wurde die Parteifürsten auf ihn aufmerksam und sicherten sich fürs Rennen ums Weiße Haus seinen berühmten Namen.

Die Aura des Unbesiegbaren blieb "W", wie Anhänger und Gegner ihn schmunzelnd wie herablassend nennen, im Wahlkampf erhalten. Die Presse schluckte seine ausweichenden Antworten auf die Frage, ob er jemals Kokain genommen habe - dabei gilt gerade in Texas schon der Besitz kleiner Mengen Drogen als schweres Delikt. Im Frühjahr schmetterte er den Versuch des Reformers John McCain ab, ihn auszuhebeln. Als selbst erklärter "Konservativer mit Herz" buhlte er um die politische Mitte und hielt die fundamentalistische Rechte in Schach.

Als McCain ihn im Vorwahlkampf mit Clinton verglich, reagierte Bush tödlich beleidigt. Doch der 54-Jährige hat mit seinem Feindbild einiges gemein. Wie Clinton findet er rasch einen Draht zu den unterschiedlichsten Menschen. Wie Clinton studierte er an den Elite-Universitäten des Nordostens, sieht seine eigentlichen Wurzeln jedoch im Süden der USA. Wie Clinton gelang es ihm, den Kriegseinsatz in Vietnam zu vermeiden - Bush verpflichtete sich für sechs Jahre als Pilot bei der texanischen Nationalgarde. Wie Clinton will er seine Jugendjahre am liebsten vergessen. Wie Clinton zieht er überschaubare Initiativen den großen politischen Würfen vor. Bush durchfeierte seine College-Zeit mit seinen Burschenschaftsbrüdern und neigte mehr dem Alkohol als den Frauen zu. Vierzig Jahre verbrachte Bush damit, seinem Vater nachzueifern. Während es dem älteren Bush gelang, im Ölgeschäft ein Vermögen zu verdienen, scheiterte sein Sohn damit kläglich. Erst als er mit Hilfe seiner Frau Laura und des Predigers Graham zu Gott gefunden und dem Alkohol abgeschworen hatte, brachte er es als Mitbesitzer des Baseballvereins "Texas Rangers" zu Geld und Ruhm.

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