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Obama

© AFP

US-Wahl: Freundlich nur im Ton

Clinton und Obama werfen sich gegenseitig ihre Schwächen vor, statt mit eigenen Stärken zu werben.

Es war die letzte TV-Debatte vor der letzten großen Vorwahl im Präsidentschaftsrennen. Der Ausgang am kommenden Dienstag in Pennsylvania scheint danach ungewiss. Die Widersprüche im öffentlichen Bild der beiden Kandidaten und ihrer Umfragewerte sind riesig.

Nur phasenweise gingen Hillary Clinton und Barack Obama am Mittwoch Abend respektvoll miteinander um. Sie bescheinigten sich gegenseitig, jeder von ihnen werde den Republikaner John McCain bei der Hauptwahl im November schlagen, und versprachen, auch dann alles für den Sieg der Demokraten zu tun, wenn sie selbst nicht nominiert werden. „Yes, yes, yes“, bekräftigte Clinton auf Nachfrage. Der Großteil der 90 Minuten war ein Dementi dieser Zusage. Sie sprachen mehr über die Schwächen des anderen als über eigene Stärken.

Der Ton blieb zivil, die Körpersprache verriet jedoch Feindseligkeit. Weder gaben sie sich die Hand, noch tätschelten sie sich wie früher zwischendurch versöhnlich den Rücken. Der Frage, ob sie bereit wären, den Unterlegenen als Vizepräsidentschaftskandidaten zu nominieren, wichen beide aus.

Die meiste Zeit wurde diesmal Obama „gegrillt“, wobei die ABC-Moderatoren Charles Gibson und George Stephanopoulos nach Darstellung von „Washington Post“ und „New York Times“ Clinton unterstützten. Die Vorlage hatte Obama freilich selbst mit einer ungeschickten Äußerung gegeben. Die Arbeiter seien „bitter“ und „klammern sich“ aus Angst vor Jobverlust „an Religion, Waffen und die Ablehnung von Fremden“, hatte er am Freitag bei einem nicht-öffentlichen Auftritt in Kalifornien gesagt, über den eine anwesende Bloggerin dennoch berichtete. Seither betont Hillary, dies sei eine Beleidigung der Wähler in Pennsylvania und zeige, dass Obama das Gespür für die Bürger fehle.

Für die Medien ist die Aussage seit Tagen das Hauptthema des Wahlkampfs. Sie spekulieren, wie sehr es ihm in Pennsylvania schade, wo Arbeiter einen hohen Anteil der Wähler stellen. Zuvor war Clintons Vorsprung dort geschmolzen, von 15 Prozentpunkten im März auf zuletzt sechs. Zum Erstaunen der Medien zeigen die jüngsten Umfragen keinen negativen Effekt des Arbeiterzitats. Die spannende Frage ist, ob die Demoskopen falsch liegen, wie mehrfach in diesem Wahljahr bei der Einschätzung des Wahlverhaltens von Arbeitern. Oder ob Clinton sich schadet, in dem sie eine ungeschickte Äußerung Obamas für persönliche Angriffe nutzt.

Ihre Negativwerte sind dramatisch gestiegen. 60 Prozent der Amerikaner halten Clinton für unglaubwürdig oder nicht vertrauenswürdig. Die Zahl der Bürger, die sie alles in allem positiv sehen, ist von 58 Prozent im Januar auf heute 44 Prozent gesunken. Obama liegt um 60 Prozent. 47 Prozent der Demokraten wünschen ihn als Kandidaten, 41 Prozent sie. Laut Umfragen würde Obama McCain besiegen, Clinton dagegen unterliegen.

Im außenpolitischen Teil der Debatte versprachen beide, Israel gegen einen Angriff Irans zu verteidigen. Clinton müsste in Pennsylvania nach Einschätzung fast aller Kommentatoren hoch gewinnen, um noch Chancen auf die Nominierung zu haben. Ein Sieg mit nur fünf Prozent Vorsprung würde als Misserfolg gelten. Bei einer Niederlage wäre ihre Kampagne am Ende. Das gilt aber als unwahrscheinlich, da die Sozialstruktur Pennsylvanias Clinton begünstigt.

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