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© AFP

US-Wahl: "Klempner Joe" ist der neue Star

Im letzten TV-Duell vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben sich die beiden Kandidaten Barack Obama und John McCain einen heftigen Schlagabtausch um die richtige Finanzpolitik geliefert. In ersten Umfragen nach dem Duell war Obama für die Zuschauer deutlich überzeugender.

Es wird Zeit, dass Amerika wählt. Der Wahlkampf und die Fernsehdebatten bringen den Bürgern keine neuen Erkenntnisse mehr und keine frischen Antworten auf die Frage, welcher Kandidat der bessere für die einzelnen Wähler wäre. Die Argumente sind bekannt. John McCain und Barack Obama drehen sich mit ihren Versprechen im Kreis. Der Tag vor dem dritten und letzten TV-Duell hatte nach einem kurzen, nur zwei Tage währenden Zwischenhoch wieder einen Absturz an den Börsen gebracht. Die Wirtschaft bleibt das Hauptthema für die Amerikaner.

Doch die beiden Kandidaten halten sich bedeckt. Es ist offensichtlich, dass kein Geld für neue Ausgaben da sein wird, sondern der nächste Präsident den Mangel zu verwalten hat. Aber McCain wie Obama wichen zum dritten Mal der Frage aus, wo sie sparen würden. Beide versprachen neue Milliarden für Steuererleichterung und Konjunkturprogramme.

Wenn es eine Überraschung bei diesem dritten, national übertragenen Aufeinandertreffen gab, dann kam sie von McCain. Die ersten beiden Duelle hatte er nach dem mehrheitlichen Urteil der Öffentlichkeit verloren – weil er zu aggressiv vorging, Obama herablassend behandelte und selten anschaute. Der Republikaner hat dazu gelernt. Er griff zwar an, er muss ja eine negative Dynamik wenden. Aber zumindest in der ersten Hälfte dieser 90 Minuten achtete er darauf, nicht zu negativ zu klingen. Er hatte Beispiele aus dem Alltag parat, die auch einfache Bürger verstehen. Und er erwies Obama diesmal das Minimum an Respekt, das Höflichkeit und Fairness gebieten.

McCain gibt sich volksnah

McCain führte überraschend gleich in den ersten Minuten "Klempner Joe" aus Ohio ein – der könne die Steuererhöhungen und neuen Belastungen durch eine obligatorische Krankenversicherung, wie die Demokraten sie angeblich planen, nicht gebrauchen. Obama konterte kühl, er habe überhaupt keine Belastungen für kleine Selbständige vorgeschlagen. Aber er wirkte etwas überrascht durch McCains Volksnähe. Erst nachdem "Klempner Joe" drei Mal erwähnt worden war, wandte er sich direkt über die Kameras an das nationale Publikum an den Fernsehgeräten: "Hallo, Joe, wenn Sie tatsächlich zuhören: Sie können ganz beruhigt sein, ich plane keine neuen Auflagen für Ihren Klempnerbetrieb."

Moderator Bob Schiefer von CBS gelang es auf vorbildliche Weise, sich selbst zurückzunehmen und die Debatte für Themen zu öffnen, die bisher selten zur Sprache gekommen waren: Die Ernennung neuer Verfassungsrichter; der Wertestreit, ob Abtreibung generell erlaubt bleiben oder eingeschränkt werden soll, wie es die Konservativen verlangen; und Bildung. In dieser zweiten Hälfte wirkte Obama souveräner. Ihm gelang es, seine Überzeugungen zu vertreten, ohne dem anderen Lager deren gute Argumente abzusprechen. Er warb für Verständnis und einen parteiübergreifenden Ansatz. Und McCain tat ihm den Gefallen, seinerseits in den alten Fehler ideologischer Verbissenheit zurückzufallen.

Männer für McCain - Frauen für Obama

Auch diesmal ließ der Sender CNN Zuschauer bereits während der Debatte mit elektronischen Geräten ihre Zustimmung zu oder ihr Missfallen an den Aussagen ausdrücken. McCain bekam wie schon bei den ersten beiden Duellen mehr Zuspruch von Männern, Obama hatte die Mehrzahl der Frauen auf seiner Seite. Immer aber, wenn es zu persönlichen Angriffen kam – und McCain griff weit öfter zur Charakterattacke als Obama -, gingen die Kurven der Spontanreaktionen in den Keller. Die Amerikaner sind den politischen Streit Leid. Sie wollen praktische Rezepte zur Besserung der Lage hören.

Da war das Ergebnis der Blitzumfrage bei CNN nach der Debatte keine Überraschung mehr: 58 Prozent sahen Obama als Sieger, 31 Prozent McCain. Das Urteil der Kommentatoren in den Fernsehstudios war ausgeglichener. Der Republikaner hatte zwar auch in ihren Augen nicht gewonnen, aber diesmal gleichauf mit dem Demokraten abgeschnitten.

Die USA haben die TV-Duelle nun hinter sich. 19 Tage bleiben noch bis zur Wahl. Diese letzte Debatte wird wohl wenig an Obamas klarem Vorsprung ändern. Gelaufen ist die Entscheidung über den nächsten Präsidenten noch lange nicht. In knapp drei Wochen kann noch viel passieren. Muss aber nicht.

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