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Donald Trump, republikanischer Präsidentschaftskandidat.

© AFP

US-Wahl: Trump stürzt Republikaner in die Krise

Trump weigert sich, John McCain und Paul Ryan bei ihrer Wiederwahl in den Senat zu unterstützen. Es gibt Berichte, dass Trumps Berater verzweifeln. Die Umfragewerte sinken.

Rund drei Monate vor der US-Präsidentschaftswahl stürzt der republikanische Kandidat Donald Trump seine eigene Partei in eine Krise. Demonstrativ verweigerte Trump zwei prominenten Parteifreunden seine Unterstützung. Gleichzeitig blieb er bei seiner umstrittenen Haltung im Streit mit den Eltern eines getöteten muslimischen US-Soldaten. Selbst in Trumps eigenem Wahlkampfteam wächst laut Medienberichten die Kritik am Verhalten des Kandidaten. Laut Umfragen kann Trumps Konkurrentin Hillary Clinton ihren Vorsprung ausbauen.

Mit abfälligen Bemerkungen über die aus Pakistan stammende Familie Khan, deren Sohn als US-Soldat im Jahr 2004 im Irak getötet wurde, hatte Trump am vergangenen Wochenende Entrüstung ausgelöst. Dennoch bleibt Trump bei seiner Haltung: Er bereue nichts, sagte er.

Präsident Barack Obama rief die Republikaner deshalb auf, sich von ihrem Kandidaten zu distanzieren. Hochrangige Parteifreunde Trumps wie Senator John McCain und der Präsident des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, kritisieren zwar Trumps Umgang mit den Khans, vermeiden bisher aber den endgültigen Bruch mit dem Kandidaten.

Dennoch werden die Risse in der Partei immer größer. Laut Medienberichten bemühte sich die Parteiführung der Republikaner vergeblich, auf Trump einzuwirken. In einem Interview mit der „Washington Post“ lehnte es Trump ab, McCain und Ryan in deren Wahlkämpfen zu unterstützen. Die USA wählen am 8. November nicht nur einen Präsidenten, sondern auch ein Repräsentantenhaus. Zudem wird ein Drittel des Senats neu besetzt.

Die „New York Times“ und der Nachrichtensender CNN meldeten, auch Trumps Beraterstab habe den 70-Jährigen nicht zu einer Änderung seiner Haltung bewegen können. Hochrangige Berater des Kandidaten hätten das Gefühl, „ihre Zeit zu vergeuden“, berichtete CNN. Trump erklärte dagegen auf Twitter, sein Wahlkampfteam sei geeint, „vielleicht mehr als je zuvor“. Laut einem Durchschnitt mehrerer Meinungsumfragen beim konservativen Internetportal RealClearPolitics hat Trump seit Beginn seines Streits mit der Familie Khan am Wochenende an Zuspruch verloren, während Clinton von einem Aufwärtstrend profitiert. Demnach liegt sie mit 46,5 Prozent Zustimmung nun viereinhalb Punkte vor Trump.

Seit Beginn seiner Bewerbung um das Präsidentenamt hat Trump immer wieder mit Äußerungen polarisiert und sich Auseinandersetzungen mit der Führung der US-Republikaner geliefert, ohne dass dies seinem Aufstieg geschadet hätte. Sollte sich der Parteiapparat nun aber offiziell von Trump lossagen, wäre das eine neue Dimension. Die Frage sei nicht mehr, ob Trump die Partei einen, sondern ob er auch ohne die Partei die Wahl gewinnen könne, schrieb der Reuters-Journalist Derek Caney am Mittwoch.

Trumps Verhalten stößt auch bei Verbündeten der USA auf Ablehnung. Frankreichs Staatspräsident François Hollande ging in ungewöhnlich deutlicher Weise auf Distanz zu dem Präsidentschaftskandidaten und rügte Trumps „Exzesse“, die ein „Gefühl des Brechreizes“ erzeugten.

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