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Bei der Vorwahl in South Carolina war Clinton eindeutig die Siegerin.

© dpa/RICHARD ELLIS

US-Wahlen: Hillary Clinton triumphiert in South Carolina

Bei der Vorentscheidung siegte Hillary Clinton am Samstag hoch über Sanders und darf nun hoffen, am Super Tuesday uneinholbar in Führung zu gehen.

Diesmal ist Hillary Clinton die Königin der afroamerikanischen Herzen. 2008 hatte sie die Vorwahl der Demokraten in South Carolina noch hoch verloren, mit 26,5 zu 55,4 Prozent. Aber damals hieß der Sieger auch Barack Obama und war selbst ein Schwarzer. 2016, acht Jahre später, triumphiert sie in der  ersten Vorwahl in einem Südstaat mit hohem afroamerikanischem Bevölkerungsanteil.

Am Ende des Auszählens in der Nacht zu Sonntag ist es ein Erdrutschsieg über Bernie Sanders: 73,5 zu 26 Prozent, also etwa drei zu ein. Die Stimmenverteilung unter den schwarzen Wählern ist noch viel deutlicher. Auf sechs schwarze Stimmen für Hillary kommt nur eine für Bernie. Unter den weißen Wählern der Demokraten in South Carolina sind die Sympathien für die beiden ungefähr gleich verteilt.

Am Dienstag ist "Super Tuesday" - mit elf Vorwahlen

Das darf sie wohl als Vorentscheidung im Ringen um die Präsidentschaftskandidatur 2016 feiern. Denn direkt darauf folgen an diesem Dienstag elf Vorwahlen am so genannten Super Tuesday, sechs davon ebenfalls in Südstaaten mit einem hohen Anteil Schwarzer in der Bevölkerung: Alabama, Arkansas, Georgia, Tennessee, Texas, Virginia. Allein in Texas sind mehr Delegierte für den Nominierungsparteitag im Juli in Philadelphia zu vergeben als in allen bisherigen vier Vorwahlen zusammen genommen. 2008 hatten die Siege im Süden dank des hohen Vorsprungs bei den Afroamerikanern Barack Obama bereits früh im Wahljahr den Weg zur Nominierung geebnet. 2016 ist Hillary Clinton die Nutznießerin dieser Sympathieverteilung.

"Madame President"-Rufe, schon jetzt

So wird ihre Siegesfeier in der Universität von South Carolina zu einer vorweggenommenen Krönung. „Madame President“ rufen ihre Anhänger, als Hillary Clinton ans Mikrofon tritt. Sie widmet der Auseinandersetzung mit Bernie Sanders nicht mehr ganz so viel Zeit wie in den Reden nach den ersten drei Vorwahlen, sondern nimmt den Führenden im republikanischen Lager, Donald Trump, als ihre nächste Herausforderung an. Über dessen Wahlkampfslogan „Make America Great Again“ spottet sie: „Es besteht gar kein Bedarf, Amerika zu alter Größe zurückzuführen. Amerika hat nie aufgehört, großartig zu sein.“

Clinton kennt die Bibel

Sie spielt auch auf den Kontrast zwischen Trumps vorgezeigter Frömmigkeit und seiner begrenzten Bibelkenntnis an. Im vergangenen Monat hatte er demonstrativ Gottesdienste und eine christliche Universität besucht, dann aber mit einem missglückten Bibelzitat den erhofften Eindruck geschmälert. Er berief sich auf „zwei Korinther“ statt auf den zweiten Korintherbrief. Clinton zitiert in ihrer Rede die Schilderung, was wahre Liebe bedeute und dass Liebe nicht aufrechne, im ersten Korintherbrief. Das Land „braucht mehr Liebe und Verständnis“.

Die Schwarzen sind zwar schon lange nicht mehr die dominierende Minderheit in der US-Politik. Diese Stellung haben sie an die Latinos verloren. Aber in der Demokratischen Partei haben sie noch immer großen Einfluss. Sie stimmen zu 80 Prozent für die Demokraten, sie haben eine hohe Wahlbeteiligung und, wenn sie einer politischen Persönlichkeit erst einmal ihr Vertrauen geschenkt haben, ist auf ihre Loyalität Verlass. Sie haben die Rolle einer Sperrminorität, ohne deren Unterstützung man die Präsidentschaftskandidatur schwerlich gewinnen kann.

Sanders hofft auf Vermond und Massachusetts

Bernie Sanders gab sich in seiner Dankesrede an seine Anhänger unbeeindruckt von der deutlichen Niederlage. Er werde weiter um jeden Staat kämpfen und am Super Tuesday „einige entscheidende Siege“ erzielen. Seine Hoffnungen richten sich auf die Abstimmungen in seinem Heimatstaat Vermont sowie dem benachbarten Massachusetts, wo er in den Umfragen ebenfalls führt, sowie auf Colorado, wo es eher auf die Latinos ankommt und die Afroamerikaner keine so entscheidende Rolle spielen.

Wieder einmal zeigt sich, dass die nüchterne Analyse sozialer und ökonomischer Interessen nicht der entscheidende Faktor bei den Wahlentscheidungen der Bürger sein muss und dass die Wahrnehmung einer politischen Persönlichkeit und ihres Verhaltens in der Vergangenheit eine größere Rolle spielen kann. Ginge es in erster Linie um materialistische Fragen, müsste Bernie Sanders soziale Botschaft eine größere Anziehungskraft auf Schwarze ausüben. Sie sind bis heute wirtschaftlich benachteiligt. Sie würden von Sanders ökonomischem Programm – höhere Belastung der Reichen, mehr Umverteilung zu Gunsten der Ärmeren, kostenlose Studienplätze, Ausbau der allgemeinen Krankenversicherung – mehr profitieren als andere Bevölkerungsschichten.

Doch Sanders drang mit dieser Botschaft bei Afroamerikanern nicht durch. Sie haben zum Teil über Jahrzehnte ein positives Bild der Clintons entwickelt. Bill Clinton gilt als „der erste schwarze Präsident“ in dem Sinne, dass es Afroamerikanern relativ gut ging unter seiner Regierung. Die Wirtschaft boomte. Zudem kam er aus einem Südstaat, Arkansas, kannte die Alltagsprobleme der Schwarzen dort und sprach ihre Sprache. Hillary profitiert nun von diesem langfristigen Image des Power-Paares Clinton. 

Sieger unter Vorbehalt: Lesen Sie hier einen Kommentar unseres Amerika-Kenners Christoph von Marschall zu den Erfolgen Clintons und Trumps.

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