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Mitt Romney

© dpa

US-Wahlen: Unbezahlbar

Selten war der US-Präsidentschaftswahlkampf spannender - selbst arme Kandidaten haben eine Chance. Reiche Geschäftsmänner mit politischen Ambitionen, wie Mitt Romney, bleiben sogar hinter den Erwartungen zurück.

Das Rennen um die US-Präsidentschaft verläuft 2008 spannender als in früheren Wahljahren. Nach den beiden ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire gibt es keine frühen Favoriten, die Aufmerksamkeit und Wahlkampfspenden allein auf sich ziehen und einen kaum einholbaren Vorteil gewinnen.

Das gilt für die Demokraten, bei denen Hillary Clinton den überraschenden Erdrutschsieg des schwarzen Senators Barack Obama in Iowa durch ihren ebenso unerwarteten Erfolg in New Hampshire ausglich. Aber auch bei den Republikanern ist der Wettbewerb noch völlig offen. Der Wahlkalender bringt nun neue Dynamik: Am 15. Januar wählt Michigan, ein Industriestaat mit hoher Arbeitslosigkeit wegen der Krise der US-Autobranche. Am 19. Januar folgt Nevada als erster Staat im Westen; dort leben viele Latinos, teils legale, teils illegale Einwanderer. Zugleich stimmen die Republikaner in South Carolina, dem ersten Südstaat, über ihren Kandidaten ab, die Demokraten dort folgen am 26. Am 29. Januar wählt der wichtige Südstaat Florida, gefolgt vom „Super Tuesday“ am 5. Februar mit 22 Staaten gleichzeitig.

Die Strategie von Mitt Romney, der vielen Experten als Geheimfavorit bei den Republikanern galt, ist fehlgeschlagen: Der reiche Geschäftsmann, Manager der Olympischen Spiele von Salt Lake City und Ex-Gouverneur von Massachusetts, hatte Millionen in Iowa und New Hampshire investiert, um sich mit frühen Siegen an die Spitze zu setzen. Doch ihm werden Opportunismus und eine Schmutzkampagne gegen Konkurrenten vorgehalten. Er sage nicht, was er denke, sondern rede den Wählern nach dem Mund und wechsle auf unglaubwürdige Art seine Positionen. Früher war er für Abtreibungsfreiheit, jetzt ist er dagegen. Früher wollte er das Problem der illegalen Migranten pragmatisch lösen, jetzt predigt er Härte.

Romney wurde in Iowa vom Baptistenprediger Mike Huckabee geschlagen und in New Hampshire von dem moderaten John McCain. Für ihn geht es um alles oder nichts. Er braucht einen Sieg und hat deshalb alle Mittel aus Florida abgezogen und auf Michigan konzentriert.

McCain hatten viele im Sommer abgeschrieben, weil seiner Kampagne das Geld ausging. Der 71-jährige Vietnam- Veteran unterstützte die unpopuläre Truppenverstärkung im Irak und bekam kaum noch Spenden. Er entließ Personal, bereiste per Bus die frühen Staaten und erlebte in New Hampshire ein glänzendes Comeback. Er ist Senator von Arizona und hat im Nachbarstaat Nevada gute Chancen.

Mike Huckabee, Ex-Gouverneur des Südstaats Arkansas, setzt wie schon in Iowa auf die religiöse Rechte in South Carolina und Florida. Da er anfangs kaum über Geld verfügte, hatten US-Experten erwartet, dass er den 5. Februar nicht übersteht. Für einen Erfolg in 22 Staaten gleichzeitig braucht man viele Millionen Dollar für teure TV-Werbung. Doch Siege in South Carolina und Florida würden Huckabee nun an die Spitze des Feldes katapultieren und ihm Millionen an Spenden zufließen lassen.

Der lachende Vierte im Abseits ist Rudy Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York. Er greift erst in Florida Ende Januar in das Rennen ein, weil er wusste, dass er in den frühen Staaten keine Chance hat. Er hat den größten Nutzen davon, dass kein Konkurrent Iowa und New Hampshire gewinnen konnte. In Florida lag Giuliani in den Umfragen lange in Führung. Jetzt holt ihn Huckabee ein.

Bei den Demokraten ist Bill Richardson, Gouverneur von New Mexico, nach dem Misserfolg in den frühen Staaten aus dem Rennen ausgeschieden. Die Story des Tages aber ist Hillary Clintons Comeback in New Hampshire. Sie hatte selbst nicht mehr daran geglaubt und keine Siegesrede vorbereitet, berichtet die „Washington Post“. Es sei eine „Erfahrung von Todesnähe“ gewesen. Die Dynamik wäre unabwendbar gekippt, hätte Barack Obama sie abermals hoch besiegt.

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