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Clinton

© AFP

US-Wahlkampf: Die Clintons haben ihren Preis

Mit einer ausgeklügelten Inszenierung soll Millionen Wählern ein Bild der Geschlossenheit, Begeisterung und Siegeszuversicht vermittelt werden: Barack Obama lässt Hillary und Bill Clinton beim Parteitag der US-Demokraten reden – er braucht ihre Anhänger.

Zwei Wochen vor dem Nominierungsparteitag der US-Demokraten hat Barack Obamas Wahlkampfteam die Liste der Hauptredner veröffentlicht. Sie ist ein Dokument langwieriger Verhandlungen mit der unterlegenen Konkurrentin Hillary Clinton über deren Rolle bei der viertägigen Krönungszeremonie in Denver, Colorado – und des Bemühens, ihre Anhänger für Obama zu gewinnen.

Offizieller Zweck der sogenannten Convention ist es, den Präsidentschaftskandidaten zu nominieren – weshalb Barack Obama und John McCain trotz ihrer Siege in den Vorwahlen formal bis dahin nur als „designierte“ Kandidaten gelten. Niemand zweifelt daran, dass sie mit großen Mehrheiten nominiert werden.

Das wahre Ziel der Großveranstaltung: mit einer ausgeklügelten, auf das Fernsehen ausgerichteten Inszenierung Millionen Wählern eine Woche lang ein Bild der Geschlossenheit, Begeisterung und Siegeszuversicht zu vermitteln. Die Demokraten treffen sich vom 25. bis 29. August in Denver am Fuß der Rocky Mountains, die Republikaner in der Woche darauf vom 1. bis 4. September in der Doppelstadt Minneapolis/St. Pauls in Minnesota. Beide Staaten zählen zu den umkämpften „Swing States“, in denen sich die Präsidentenwahl entscheidet.

Im Mittelpunkt stehen die Hauptredner an den vier Abenden. Obamas Aufstieg zum Hoffnungsträger hatte 2004 begonnen, als er bei John F. Kerrys Nominierungsparteitag in Boston den herausragenden Auftritt als Nachwuchspolitiker bekam. 2008 erhält kein Jungstar diese Chance. Diesmal muss sich das Programm dem Ziel unterordnen, die Demokraten zu einen. In den Vorwahlen hatten die ursprüngliche Favoritin Clinton und Obama mit persönlicher Schärfe um die Kandidatur gekämpft und die Partei in zwei Lager gespalten. Als Clintons Niederlage Anfang Juni feststand, forderten ihre Anhänger, dass sie Vizepräsidentschaftskandidatin wird. Obama war dazu nicht bereit. Dann verlangte ihr Lager einen Abend, der allein Hillary gehöre. Bis heute sind Drohungen nicht verstummt, eine Kampfabstimmung anzuzetteln, obwohl Hillary öffentlich davon abrät.

Auch Bill Clinton will versöhnt werden. Er ist verstimmt wegen Obamas Vorwurf, er habe die Rassenkarte gespielt. Im Wahlkampf für seine Frau hatte er Obamas Hautfarbe hervorgehoben, war aber empört, als man ihm das als Appell an rassistische Vorbehalte auslegte. In Denver werden nun beide Clintons sprechen. Das trug womöglich dazu bei, dass Michelle Obama die Hauptrede am Eröffnungsabend hält – eine ungewöhnliche Ehre für eine potenzielle First Lady.

Michelle Obama beherrscht also den Montag. Am Dienstag folgt Hillary Clinton, es ist zugleich der 88. Jahrestag des Frauenwahlrechts in den USA, was ihren Auftritt zusätzlich symbolisch auflädt. Bill Clinton spricht am Mittwoch, der Hauptredner an dem Abend ist freilich der – noch nicht bekannte – Vizepräsidentschaftskandidat. Den Höhepunkt bildet am Donnerstag die Rede, mit der Obama die Kandidatur annimmt. Auf den Tag genau 45 Jahre zuvor hat Martin Luther King seine berühmte Rede „I have a dream“ über seine Vision der USA ohne Rassenschranken gehalten. Für Obamas Auftritt zieht der Parteitag vom Schauplatz der Convention, dem Pepsi Center, in ein noch größeres Sportstadion, Invesco Field, um. Das Pepsi Center hat 21 000 Plätze, Invesco Field 76 000.

Inhaltlich hat Hillary Clinton ihre Sicht ebenfalls durchgesetzt. Das Wahlprogramm wird eine Passage gegen Sexismus enthalten – den hatte ihr Lager mitverantwortlich für ihre Niederlage in den Vorwahlen gemacht. Auch die Details ihres Vorschlags für eine allgemeine Krankenversicherung, die im Widerspruch zu Obamas Plan stehen, werden erwähnt.

Obama steht offenbar kurz davor, seinen Vizepräsidentschaftskandidaten bekannt zu geben. Anhänger erhielten jetzt die Aufforderung, sich für eine Sofortinformation per SMS zu registrieren.

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