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US-Wahlkampf: Newt Gingrich gewinnt Vorwahlen in South Carolina

So schnell können Sterne sinken. Vor ein paar Tagen noch war Mitt Romney der unaufhaltsame Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur.

Es sah nach einem schnellen k.o.-Sieg aus. Die Konkurrenten scheiterten an sich selber oder am Wählerwillen. Doch nach Romneys herber Niederlage in der Vorwahl von South Carolina an diesem Samstag droht der republikanische Ausscheidungswettbewerb zu einem harten, zähen und langen Kampf zu werden.

Vor einer Woche noch schien Romney so gut wie gekürt. Erst meldete Iowa ihn als Sieger, dann New Hampshire – und selbst in South Carolina lag er in den Umfragen weit  vorn. Doch dann gestand Iowa in dieser Woche, man habe sich am 3. Januar leider verzählt, Mitt Romney sei nur als Zweiter durchs Ziel gegangen, gewonnen habe der republikanische Widersacher Rick Santorum. Und in South Carolina schwenkte die Stimmung innerhalb von fünf Tagen rasant um. Anfang der Woche lag Romney in den Umfragen noch um mindestens zehn Prozent vor Gingrich, zwei Fernsehdebatten und eine Wahl später landete er um zwölf Punkte hinter ihm. 40 Prozent der Südstaaten-Republikaner stimmten für den beinharten Kämpfer Gingrich, nur 28 Prozent für den moderaten Unternehmer Romney.

Das hat es in der Geschichte der republikanischen Geschichte noch nie gegeben: drei Vorwahlen und drei unterschiedliche Sieger. Doch ab sofort wird die Schlacht allein zwischen Mitt Romney und Newt Gingrich ausgetragen. Zwischen dem kühlen Wirtschaftsmann und dem raubeinigen Vollblutpolitiker, zwischen dem Zauderer und dem Zyniker, dem vorsichtigen Taktierer und dem oft blindwütigen Dickschädel.

South Carolina hat wieder einmal eine seiner alten Wahlregeln bestätigt: Seit jeher stellt dieser Südstaat mit großer Lust alle Gewissheiten in Frage und widerspricht dem Trend. Er pfeift auf die politischen Vorlieben der Nordstaaten. Gingrich landete in Iowa und New Hampshire weit abgeschlagen auf Platz vier und fünf. Seit South Carolina bedrängt er Romneys Spitzenreiterrolle.

Zugleich aber rüttelt diese Vorwahl an einer zweiten ehernen Regel: South Carolina, heißt es, wähle Präsidenten aus. Zumindest aber entscheide sich es sich immer zielsicher für jenen republikanischen Bewerber, der am auch Präsidentschaftskandidat werde.

Seit 1980 gilt diese Regel ungebrochen. 2000 schlug hier George W. Bush den Favoriten John McCain aus dem Bewerberfeld. 2008 besiegte McCain vernichtend Mitt Romney.

Doch diesmal wird diese Regel wohl außer Kraft gesetzt werden. Denn trotz allem wird wohl Romney der Herausforderer von Barack Obama werden. Zwar hat er große Probleme mit dem konservativen Flügel seiner Partei und wird auch vom Rest nicht sehr geliebt, aber Romney ist am ehesten geeignet, Wähler der Mitte zu gewinnen.

Newt Gingrich wurde von seinen eigenen Kollegen einst voller Wut und Verzweiflung aus dem hohen Amt des Sprechers des Repräsentantenhauses gedrängt. Er bleibt bei vielen verhasst und hat zu viel Dreck am Stecken. Die Parteigranden werden darum jetzt alles tun, um seinen Sieg in den Vorwahlen zu verhindern.

Überdies taugt South Carolina nicht zum nationalen Stimmungsbarometer: Die Republikaner dieses Südstaats sind traditionsgemäß extrem konservativ und evangelikal. Ein Moderater aus dem Nordosten wie Romney hat in diesem Landstrich, wo einst der Bürgerkrieg begann, einen besonders schweren Stand.

Die Vorwahl von South Carolina lehrt zudem zweierlei: Erstens, die Schlacht zwischen Romney und Gingrich wird zwangsläufig schärfer, gemeiner und schmutziger. Denn Romney wird seine Ärmelschoner ablegen müssen, will er neben dem politischen Straßenkämpfer Gingrich zur Geltung kommen. Die deutlich nach rechts gerückten Republikaner sehnen sich nach einem Fighter, der seine Gegner – und vor allem Barack Obama – frontal angreift.

Die zweite Lehre, die Romney besonders schmerzen muss: Seine von ihm pausenlos propagierten Stärken werden von der Partei nicht im gleichen Maß geschätzt.

So behauptet Romney, er sei der Einzige, der Obama besiegen könne, und der Einzige, der aufgrund seiner 25-jährigenWirtschaftserfahrung befähigt sei, Amerika wieder aufzurichten. Doch die Mehrheit der Republikaner in South Carolina stimmte für Gingrich, weil sie ihm und nicht Romney die besten Chancen gegen Obama einräumen. Und weil sie eher ihm als Romney zutrauen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Obama und seine Demokraten wird diese Botschaft hingegen erfreuen, offenbart sie doch deutlich Romneys Achillesferse. Auch eine zweite Erkenntnis dieser Wahl werden sie mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen: Romney siegte in South Carolina nur bei den reichen Republikanern, die mehr als 200 000 Dollar im Jahr verdienen. Alle anderen Republikaner und vor allem jene, die sich nach der Decke strecken müssen, stimmten mehrheitlich für Gingrich.

Die Strategie des Weißen Hauses ist klar: Gewinnt am Ende Romney die Vorwahlen, was wahrscheinlich ist, werden die Demokraten ihn als gefühlskalten Firmensanierer charakterisieren, als einen Mann ohne Verständnis für die Sorgen der kleinen Leute, allein interessiert an sich und am eigenen Profit.

Sollte jedoch wider Erwarten Gingrich zum Widersacher Obamas avancieren, werden die Demokraten diesen Republikaner als einen skrupellosen Politiker porträtieren, als falsch, hintertrieben und machtbesessen.

Vor einer Woche noch dachte man, South Carolina würde die Vorwahlen schnell entscheiden. Doch die Schlacht um die republikanische Präsidentschaftskandidatur ist noch lange nicht geschlagen.

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