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Politik: US-Wahlkampf: Stolpert Bush noch über eine Jugendsünde?

Ross Perot, der Gründer der US-Reformpartei, hat zur Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten aufgerufen.

Ross Perot, der Gründer der US-Reformpartei, hat zur Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten aufgerufen. Im Interview mit CNN-Talkmeister Larry King gab Perot am Donnerstagabend seine Unterstützung für den texanischen Gouverneur bekannt. Unter Bush seien keine Skandale zu erwarten; Bush sei ein verlässlicher und moralischer Mann, so Perot. "Wir können es uns nicht nochmal leisten, einen Präsidenten zu haben, den wir erst stubenrein machen müssen", meinte Perot in Anspielung auf die Affären Bill Clintons.

Der Milliardär hatte 1992 bei der Präsidentschaftswahl 19 Prozent der Stimmen errungen, 1996 waren es noch acht Prozent. Aus den Wirren in seiner eigenen Reformpartei, die gespalten in die Wahl geht, hat er sich das ganze Jahr über herausgehalten. Seine Kritik an der Clinton-Gore-Regierung entsprach dem Thema, das in diesen Schlusstagen des Wahlkampfes in den Vordergrund tritt. In scharf formulierten TV-Spots wirft das Bush-Lager Gore vor, unehrlich zu sein, während Gore Bush bezichtigt, zu unerfahren zu sein.

Ebenfalls am Donnerstagabend kam eine Enthüllung über Bush, die den Wahlausgang beeinflussen kann. Bush gab anschließend zu, vor 24 Jahren wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen worden zu sein. Er habe diesen Vorfall bisher verschwiegen, weil er kein schlechtes Beispiel für seine beiden Töchter habe abgeben wollen, sagte Bush, nachdem der US-Fernsehsender Fox News von der Trunkenheitsfahrt des damals 30-Jährigen berichtet hatte. Aus dem Wahllager seines Rivalen hieß es, Gore habe mit der Enthüllung nichts zu tun.

"Ich bin nicht stolz darauf", sagte Bush zu dem Vorfall von 1976 im Bundesstaat Maine weiter. Damals hatte er 150 Dollar Strafe zahlen müssen, sein Führerschein war vorübergehend eingezogen worden. Er habe bereits mehrfach eingeräumt, dass er vor vielen Jahren Fehler gemacht habe, betonte Bush. Vor 14 Jahren habe er jedoch aufgehört zu trinken. Seitdem habe er keinen Alkohol mehr angerührt. Das Bekanntwerden des Vorfalls ausgerechnet jetzt könne kein Zufall sein, betonte der Republikaner.

Die Fernsehreporterin Erin Fehlau sagte, sie habe von einem Polizisten von der Festnahme erfahren. Dieser habe ein Gespräch zwischen einem Rechtsanwalt und einem Richter mitbekommen, die sich über die Bush-Geschichte unterhielten. Sie habe den Rechtsanwalt später angesprochen, und er habe die Geschichte bestätigt. Fehlau sagte dem US-Fernsehsender ABC in der Sendung "Nightline", sie glaube nicht, dass sie absichtlich auf die Fährte gelockt worden sei.

Bush-Anhänger taten die Geschichte auf einer Veranstaltung mit dem republikanischen Kandidaten für die Vizepräsidentschaft Dick Cheney mit einem Achselzucken ab. Verglichen mit den Skandalen der Clinton-Regierung sei dies überhaupt kein Problem, hieß es.

Zu den abstruseren Noten dieser Schlussphase im Wahlkampf gehört das von Demokraten in Washington gestreute Gerücht, Ronald Reagan werde nur noch künstlich am Leben erhalten. Die Republikaner wollten den Tod des populären Ex-Präsidenten unmittelbar vor der Wahl am kommenden Dienstag bekannt geben. Zu den bizarrsten Blüten des Wahlkampfs gehören die Titelgeschichten von Kaufhausmagazinen, wonach Hillary Clinton eine Lesbe sei, deren Liebesbriefe nun gefunden worden seien. Es war dagegen eine höchst honorige - und den Demokraten nahe stehende - Zeitung in San Francisco, die den Grünen-Kandidat Ralph Nader gerade als Homosexuellen geoutet hat. Nader bedroht Gores Vorsprung in liberalen Staaten, darunter Kalifornien. Es wird ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bush und Gore erwartet.

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