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casey knowles

© Splash News

US-Wahlkampf: Unfreiwilliger Auftritt für Clinton

Heute geht es in den USA im Bundesstaat Mississippi ein weiteres Mal darum, wer bei den Vorwahlen besser abschneidet: Barack Obama oder Hillary Clinton. Doch auch ein Wahl-Spot Clintons sorgt derzeit für Aufmerksamkeit. Denn in dem Video kommt ein kleines Mädchen vor. Sie ist inzwischen 17 Jahre alt - und eine glühende Anhängerin Obamas.

Hillary Clinton hat Anfang März in die böse Trickkiste gegriffen. In einem Wahl-Werbespot zeigt sie niedliche, friedlich schlafende Kinder. Und fragt, was wohl wäre, wenn mitten in der Nacht das rote Telefon im Weißen Haus klingeln würde. Wegen einer Frage der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten. Sie könnten beruhigt weiterschlafen, wenn Clinton abnehmen würde, erfahrene Politikerin. Eine ziemlich fiese Anspielung auf Barack Obama, dem Clinton damit unterstellt, dass er zu unerfahren sei, um als Präsident die richtigen Antworten auf eine solche Situation zu geben.
Hillary Clintons umstrittener "Red Telephone"-Spot.

So weit, so fies. Was jetzt aber, wenn du vor dem Fernseher sitzt und merkst, dass du in dem Spot vorkommst? So geht es Casey Knowles aus Bonney Lake im US-Staat Washington. Das wirklich Gemeine daran: Casey ist eine glühende Anhängerin von Clintons Konkurrent Barack Obama. Sie hat sich schon als Unterstützerin betätigt, bei Wahlveranstaltungen für Obama mitgemacht und wird im April 18. Sie darf also im November zum ersten Mal an den Präsidentschaftswahlen teilnehmen.

Beim Fernsehen erkannt

Die Aufnahmen mit der Oberschülerin liegen schon etwas länger zurück - genau genommen neun Jahre. Die Bilder der heute 17-Jährigen wurden für eine Werbekampagne einer Eisenbahngesellschaft gemacht. Inzwischen gehört das Videomaterial einer Agentur, die Familie Knowles hat deswegen keine Möglichkeit, Clinton die Verwendung in dem Spot zu untersagen. "Ich bin ziemlich enttäuscht, dass ich Teil dieses negativen Spots bin", sagt Knowles dem US-Sender MSNBC. "Ich stecke so in dieser Kampagne drin, ich sehe alle Nachrichten dazu an. Ich kannte den Spot, und ich hatte keine Ahnung, dass ich irgendetwas damit zu tun habe."

Wie kam Knowles Familie überhaupt drauf, dass ihre Tochter da - unfreiwillig - drin steckt? Vor einigen Tagen sitzt die Familie vor dem Fernseher, und sieht eine TV-Show, deren Moderator sich ein wenig über Clintons Wahlspot lustig macht. Ihr Bruder wird aufmerksam und meint: "Oh Gott, ist das nicht Casey?" Sie sehen sich die Stelle mehrmals an, "und tatsächlich, ich bin's".

Auf jeden Fall geht der Punkt an Obama. Denn Knowles steht für junge, zukunftsorientierte Menschen, die den Senator aus Illinois wählen wollen. Die 17-Jährige hat Auftritte in mehreren Fernsehsendungen, und kommt sehr entspannt und charmant rüber: "Ich bin überhaupt nicht aufgebracht. Ich liebe die Ironie, weil ich doch eine Obama-Unterstützerin bin."

Obama mobilisiert also junge Leute, die von seiner Botschaft des "Change" angesprochen sind. Knowles ist ein erstklassiges Beispiel dafür. An ihrer High School sitzt sie im Studierendenparlament, in ihrem Heimatstaat Washington nimmt sie im Februar aktiv an den Vorwahlen teil. In diesem Bundesstaat gibt es nicht wie in der Mehrheit der anderen Staaten Abstimmungen an Wahlurnen, sondern den so genannten Caucus, Abstimmungen bei Versammlungen vor Ort. Casey Knowles organisiert das Wahltreffen auf der untersten Ebene, sie bringt Leute dazu, an den Treffen teilzunehmen. Sie ist jetzt Delegierte für ihren Wahlkreis, sie wird an den weiteren Abstimmungen im Bundesstaat teilnehme, zunächst auf Bezirksebene, und wenn sie so weitermacht, am Ende auch als Delegierte für die Nationalversammlung im August, bei der Kandidat oder die Kandidatin für die Präsidentschaft endgültig bestimmt wird. "Wenn ich meine Karten richtig spiele", meint Knowles.

Obama will Video mit Knowles drehen

Sie könnte durchaus noch bekannter werden: In den ersten Interviews macht Knowles Witze, sie sollte doch jetzt in einem aktuellen Obama-Spot auftreten. Daraus ist inzwischen Ernst geworden: "Sie haben mich wirklich angerufen und wollten wissen, ob ich das tatsächlich machen würde." Das ist erst einmal Zukunftsmusik. Fest steht für Casey Knowles aber auch, dass ihre Loyalität so oder so den Demokraten gilt. Sollte sich Clinton auf dem großen Wahlparteitag Ende August durchsetzen - "ich würde für Hillary stimmen, klar".

Michael Hörz

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