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US-Wahlkampf: Vom rechten Glauben in Pennsylvania

In einer christlichen Hochschule streiten Clinton und Obama über Religion, Waffen, Arbeiter und die beste Siegesstrategie.

Kurz vor der Vorwahl in Pennsylvania debattieren die USA, ob die Religion zu einem wichtigen Wahlkampfthema im Präsidentschaftsrennen werden kann. Am Sonntag hatte eine private christliche Hochschule bei Harrisburg Hillary Clinton und Barack Obama zum Forum „Glauben im öffentlichen Leben“ eingeladen, das vom Sender CNN übertragen wurde. Die beiden Präsidentschaftsbewerber der Demokraten diskutierten diesmal nicht miteinander, sondern wurden nacheinander je 45 Minuten befragt.

Parallel spekulieren die Medien, wie sehr Obama seiner Favoritenrolle mit einer ungeschickten Äußerung über Arbeiter geschadet hat. Auf die Frage, warum sein Rückhalt unter Arbeitern gering sei, hatte Obama am Freitag bei einem Treffen mit Spendern für seine Kampagne in Kalifornien gesagt, in wirtschaftlichen Krisenzeiten „klammern sich“ Bürger, die von der Politik enttäuscht seien, „an solche Dinge wie Religion, Waffen und Abneigung gegen Fremde“.

Clinton warf Obama vor, er pflege einen „elitären“ und „herablassenden“ Umgang mit hart arbeitenden, einfachen Leuten. Deshalb sei sie die bessere Kandidatin, um die Hauptwahl am 4. November gegen den Republikaner John McCain zu gewinnen. Wenn die Demokraten „out of touch“ mit den Bürgern seien und kein Gespür für deren Seelenlage hätten, riskierten sie Niederlagen, spielte sie auf George W. Bushs Siege 2000 und 2004 an. Al Gore und John Kerry seien ehrenwerte Politiker, hätten aber ungern über ihren Glauben gesprochen.

Ihre Bemerkungen zielten nicht allein auf Arbeiter, die bei der Vorwahl in Pennsylvania am 22. April einen hohen Anteil stellen und eher sie als Obama wählen, sondern auch auf die Superdelegierten. Sie entscheiden, wer für die Demokraten ins Rennen gehen soll, falls aus den Vorwahlen kein klarer Sieger hervorgeht. Obama hat unter den gewählten Delegierten einen Vorsprung von rund 140, kann aber nicht ohne Hilfe von Superdelegierten die absolute Mehrheit erreichen. In den Umfragen in Pennsylvania lag Clinton im März mit 15 Prozentpunkten vorn. Sie ist aber auf sieben zurückgefallen. Es gibt noch keine Erhebungen aus der Zeit nach Obamas umstrittenem Zitat.

Clinton stellte sich bei dem Forum als Christin dar, sprach über ihre Gottesdienstbesuche bei den Methodisten in Kindheit und Jugend und nannte Esther ihre Lieblingsfigur in der Bibel. Wie bei anderen Anlässen tat sie sich schwer, persönlich und tiefergehend über ihren Glauben und ihre Gefühle zu reden.

Obama entschuldigte sich für die „missverständliche“ und „plumpe“ Wortwahl in dem umstrittenen Zitat. Dann ging er zum Gegenangriff über. Clinton wisse genau, dass er die Religion für eine positive Kraft halte und regelmäßig die Kirche besuche. Seine Bemerkung sei nicht negativ gemeint gewesen. Er hat mehrfach kritisiert, dass Demokraten sich öffentlich zu defensiv über Glaubensfragen äußern. Auch Wähler der Demokraten seien zum Großteil Kirchgänger und wollten, dass die Religion eine Rolle im öffentlichen Leben spiele. Bei Wahlkampfauftritten spricht er oft über seinen Glauben. Er predigt von Zeit zu Zeit in Kirchen.

Obama machte sich im weiteren darüber lustig, dass Clinton in Pennsylvania als Anhängerin der Jagd und Befürworterin des Waffenbesitzes auftrete. Vor den Auftritten in der christlichen Hochschule hatte ein Reporter Clinton gefragt, wann sie zuletzt auf der Jagd und wann im Gottesdienst gewesen sei. Sie wich aus: „Solche Fragen sollten keine Rolle spielen.“ An Ostern habe sie die Kirche besucht.

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