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US-Präsident Donald Trump am Donnerstag im Briefing Room des Weißen Hauses.

© JIM WATSON/AFP

Update

USA bekommen Corona nicht in den Griff: Schlimme Pandemie-Zahlen - doch laut Trump ist „alles unter Kontrolle“

Mehr als 50.000 Neuinfektionen an einem Tag - und US-Präsident Trump spricht über scheinbar gute Arbeitslosenzahlen. Nun wird er auch aus eigenen Reihen attackiert.

Die Corona-Epidemie droht in den USA außer Kontrolle zu geraten. Die Johns-Hopkins-Universität meldete allein für den Mittwoch rund 50.700 Neuinfektionen. Für den Donnerstag verzeichnete die Nachrichtenagentur Reuters dann schon rund 55.000 Fälle. Auch in der vergangenen Woche wurden schon deutlich mehr Corona-Fälle registriert als in den Wochen zuvor. 

An den meisten Tagen waren es mehr als 40.000 pro Tag – und damit mehr als beim bisherigen Höhepunkt der Pandemie in den USA im April und Mai.

Laut „New York Times“ steigen die Infektionsraten in 38 der 50 Bundesstaaten. Besonders betroffen sind Florida, Texas, Arizona, Georgia und Kalifornien, alles Staaten, die sehr früh Schutzmaßnahmen wieder gelockert haben.

Nun werden die Lockerungen vielerorts wieder rückgängig gemacht, und mehrere Staaten verschieben ihre Pläne zur Wiederöffnung. Insgesamt kommen die USA, die mehr als 320 Millionen Einwohner haben, auf inzwischen über 2,6 Millionen Infektionen und mindestens 128.000 Tote seit Beginn der Pandemie, mehr als in jedem anderen Land.

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Trump: Die Krise entwickelt sich gut

US-Präsident Donald Trump, dem vorgeworfen wird, die Krise zu verharmlosen und nicht in den Griff zu bekommen, nutzte die neuen Arbeitslosenzahlen am Donnerstag, um die Arbeit seiner Regierung zu loben. 

Zwar müssten mancherorts noch „ein paar Brände gelöscht“ werden, erklärte er bei einem Pressebriefing im Weißen Haus. Aber er glaube, die Krise entwickle sich gut, sie sei „unter Kontrolle“. Was passiere, sei nicht nur reines Glück, sondern gehe auch auf „viel Talent“ zurück. Zuvor hatte er behauptet, das Virus werde einfach „verschwinden“.

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Die Arbeitslosenzahlen klingen auf den ersten Blick tatsächlich vielversprechend, und sie sind auch besser als Experten erwartet hatten. 

Nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen sank die Arbeitslosenquote im Juni den zweiten Monat in Folge deutlich: von 13,3 Prozent im Mai auf 11,1 Prozent, wie die Regierung mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg um 4,8 Millionen an – fast die Hälfte dieser neuen Jobs ging auf das Gastgewerbe zurück, das seinen Betrieb weitgehend wieder aufnehmen konnte.

Die neue Entwicklung ist in den Arbeitslosenzahlen nicht enthalten

Die Arbeitslosenquote für Juni beruht allerdings auf Daten, die nur bis zur Mitte des Monats erhoben wurden und damit die möglichen Auswirkungen der aktuellen dramatischen Zuspitzung der Pandemie noch nicht beinhalten. Außerdem beantragten in der Woche bis einschließlich 27. Juni erneut rund 1,4 Millionen Arbeitslosenhilfe, ähnlich viele wie in der Vorwoche.

Damit erhalten immer noch rund 20 Millionen Menschen reguläres Arbeitslosengeld, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Infolge der Corona-Krise verloren in den USA seit Mitte März zeitweise mehr als 45 Millionen ihren Job.

[Aktuelle Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Die Entwicklungen speziell in Berlin an dieser Stelle.]

Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Zuversicht der Amerikaner aus. In einer aktuellen Umfrage des Pew Research Centers in Washington erklärten 87 Prozent der Befragten, ihr Land bewege sich in die falsche Richtung. Da in etwas mehr als vier Monaten ein neuer Präsident gewählt wird, wächst der Druck auf Trump, positive Nachrichten zu produzieren.

Ehemalige Mitarbeiter von George W. Bush machen Wahlkampf für Joe Biden

Auch innerhalb seiner Partei steigt die Unzufriedenheit mit dem Präsidenten. Am Mittwoch wurde bekannt, dass sich rund 200 Mitarbeiter des früheren republikanischen US-Präsidenten George W. Bush im Wahlkampf gegen den Amtsinhaber engagieren wollen. Ihr Ziel sei die Wahl des designierten demokratischen Kandidaten Joe Biden, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. 

Die Gruppe mit dem Namen „43 Alumni für Biden“ plane unter anderem Videokampagnen und Aktionen zur Wahlbeteiligung in besonders umkämpften Bundesstaaten. Ein Sprecher betonte, die meisten dieser früheren Mitarbeiter der Bush-Regierung sähen sich weiterhin als Republikaner. Eine Niederlage Trumps sei aber wichtiger als jede Parteipolitik.

Trumps Wahlkampfteam kritisierte das Vorgehen dieser Gruppe. Dies sei ein weiterer Beleg für die Versuche des „politischen Establishments“, dem legitim gewählten Präsidenten zu schaden.

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