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© dpa

USA-Besuch: Papst ermahnt Bush zur Diplomatie

George W. Bush sieht in Papst Benedikt XVI. einen Mitstreiter gegen die Aufweichung von Moral und einen Gesinnungsgenossen im Feldzug gegen Abtreibung. Doch für sein Irak-Abenteuer lässt sich Benedikt nicht vereinnahmen. Der milde lächelnde Papst weiß seine Meinung zu vertreten.

Papst Benedikt XVI. hat US-Präsident George W. Bush zu friedlichen Konfliktlösungen in der Welt ermahnt. Ohne den Irak oder andere Konfliktherde beim Namen zu nennen, rief er Bush am Mittwoch bei einem Empfang im Weißen Haus auf, "die geduldigen Bemühungen der internationalen Diplomatie zur Lösung von Konflikten und zur Förderung von Fortschritt zu unterstützen". Zudem forderte der Papst eine stärkere Rolle der Vereinten Nationen und "globale Solidarität" bei der Armutsbekämpfung in der Welt.

Bei einer farbenprächtigen Zeremonie auf dem Rasen des Weißen Hauses betonten Benedikt und Bush zugleich Glaube und Religion als Grundlage für politisches Handeln. "Eine Demokratie ohne Werte kann ihre eigene Seele verlieren", meinte der Papst, der seinen 81. Geburtstag feierte. Mit Blick auf den islamischen Extremismus meinte Bush, gerade in Zeiten des Terrorismus im Namen Gottes "brauchen wir Ihre Botschaft, dass Gott Liebe bedeutet".

Überraschendes "Happy Birthday"

Rund 10.000 Gäste waren zur Zeremonie vor dem Weißen Haus gekommen, dem größten Ereignis dieser Art seit Amtsantritt Bushs vor acht Jahren. Zu Ehren des Jubilars wurden 21 Salutschüsse abgefeuert, die Künstlerin Kethleen Battle sang das "Vaterunser". In einer spontanen Geste überraschten die Gäste den Papst mit einem "Happy Birthday". Der aus Deutschland stammende Kirchenführer, der am Dienstag zu der sechstägigen USA-Reise eingetroffen war, zeigte sich sichtlich bewegt.

In einem anschließenden vertraulichen Gespräch im Oval Office ging es auch um das Thema Irak. Beide Männer äußerten ihre "Sorge über die Situation im Irak, insbesondere über die heikle Lage der christlichen Gemeinden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Weißen Hauses und des Vatikans. Zugleich bekräftigten sie ihre uneingeschränkte Ablehnung des Terrorismus und einer "Manipulation der Religion zur Rechtfertigung" von Gewalt. Sie sprachen außerdem über das Problem, "dem Terrorismus mit geeigneten Maßnahmen entgegenzutreten, die die menschliche Person und deren Rechte achten".

Benedikt will vor Vereinten Nationen über Menschenrechte sprechen

Der Papst kündigte zudem an, in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am Freitag in New York das Thema Menschenrechte in den Mittelpunkt zu stellen. Der Glaube gebe den Menschen die Kraft, "für eine immer gerechtere und brüderliche Gesellschaft einzutreten", sagte Benedikt. Mehrfach verwies der katholische Kirchenführer dabei auf die Religiosität in den USA. "Das Bedürfnis nach internationaler Solidarität ist dringlicher denn je", damit alle Menschen in der Welt in Würde leben könnten. Tausende Gläubige jubelten dem Papst zu, als er im "Papamobil" durch die Straßen fuhr.

"Hier in Amerika finden sie eine Nation vor, die die Rolle der Religion in der öffentlichen Sphäre begrüßt", sagte Bush. Die christliche Botschaft der Liebe sei "der sicherste Weg zu verhindern, zum Opfer der Lehren von Fanatismus und Terrorismus zu werden". Eindringlich sprach sich Bush gegen "moralischen Relativismus" aus, der echte Werte wie Wahrheit und Gut und Böse verneine. "Die Gesellschaft sollte nach Gerechtigkeit und Wahrheit streben", sagte Bush. Am Nachmittag stand ein Treffen Benedikts mit den amerikanischen Bischöfen an. (smz/dpa)

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