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Politik: USA: Der Verlierer meldet sich zurück

Monatelang galt er als politisch verschollen, nun ist er wieder zurückgekehrt auf die Washingtoner Bühne - nach einem langen Spanienurlaub braun gebrannt, mit Bart und offenkundig eines sondierend: Wie denkt seine Partei über einen zweiten Versuch, gegen George W. Bush im Kampf um die Präsidentschaft anzutreten?

Monatelang galt er als politisch verschollen, nun ist er wieder zurückgekehrt auf die Washingtoner Bühne - nach einem langen Spanienurlaub braun gebrannt, mit Bart und offenkundig eines sondierend: Wie denkt seine Partei über einen zweiten Versuch, gegen George W. Bush im Kampf um die Präsidentschaft anzutreten? Aktuellen Umfragen zufolge stünden die Chancen Al Gores, dem knappsten Wahlverlierer in der amerikanischen Geschichte, nicht schlecht. 65 Prozent der Demokraten können sich immerhin vorstellen, dass der zwar beschlagene, doch bisher in seiner Außenwirkung eher farblose frühere Vizepräsident im Jahr 2004 noch einmal für seine Partei antritt. Ohnehin leiden die Demokraten seit dem Abschied Clintons unter einem Führungs-Vakuum.

Deshalb tastet sich Gore langsam wieder an den Parteialltag heran: Mit einem Seminar für Nachwuchspolitiker in seinem Heimatstaat Tennessee beispielsweise, wo er - im offenen schwarzen Hemd - optisch bewusst Lockerheit demonstriert und die Prinzipien der Wahlkampfführung erklärt. Im nächsten Monat ist eine Rede vor Parteifreunden im wichtigen Bundesstaat Iowa geplant. Der bildet traditionell den Auftakt zu den Präsidentschafts-Wahlen und wird von allen Titelaspiranten so frühzeitig wie nur irgendwie möglich beackert. Und schließlich soll Gore im Herbst ausgerechnet in Palm Beach im Sonnenstaat Florida als Aushängeschild für eine große Parteispenden-Sammlung der Demokraten dienen - dort, wo der erbitterte Kampf um jeden Stimmzettel Wahlgeschichte schrieb. Konkrete Nachfragen zu einer erneuten Kandidatur wimmelt Gore bisher allerdings mit einem klaren "Darüber muss ich noch nachdenken" ab.

Nachholbedarf hat Gore jedoch vor allem in der Oppositionsarbeit. Parteifreunde machen keinen Hehl daraus, dass sie ihn in den vergangenen Monaten lieber als thematischen Gegenspieler Bushs in Washington als am Mittelmeerstrand gesehen hätten - schließlich gilt Gore nicht nur als umweltpolitischer Experte, was bei der Debatte um die Kyoto-Verträge geholfen hätten, sondern auch als starker Argumentierer. Diese Tugenden wird er dringend benötigen, wagt er es - mit oder ohne Bart - in drei Jahren noch einmal. Denn eine Umfrage zeigte am Wochenende, dass Bush und Gore heute mit jeweils 48 Prozent der amerikanischen Wählerstimmen rechnen könnten. Florida könnte dann einmal mehr zum Zünglein an der Waage werden.

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