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CLINTON TO QUIT WHITE HOUSE RACE FRIDAY: REPORTS

© AFP

USA: Ende einer Ära?

Knapp 24 Stunden spannte Hillary Clinton alle Welt auf die Folter. Zwar hatte sich ihr Rivale Barack Obama am Dienstag die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten gesichert – doch ein öffentliches Eingeständnis ihrer Niederlage blieb die frühere First Lady schuldig.

Washington - Knapp 24 Stunden spannte Hillary Clinton alle Welt auf die Folter. Zwar hatte sich ihr Rivale Barack Obama am Dienstag die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten gesichert – doch ein öffentliches Eingeständnis ihrer Niederlage blieb die frühere First Lady schuldig. Ganz Amerika fragte sich: Pokert sie ums Vizepräsidentenamt? Hat die 60-Jährige noch Trümpfe im Ärmel? Will sie es vielleicht doch auf einen Showdown beim Nominierungsparteitag im Spätsommer ankommen lassen? Am Mittwochabend kam die – für viele Demokraten erlösende – Nachricht: Am Samstag wird die New Yorker Senatorin offiziell ihren Rückzug erklären. Schon wird darüber spekuliert, ob das Ende ihrer Kandidatur auch das Ende der Ära Clinton bedeutet.

Es war US-Zeitungen zufolge nicht nur ein Machtwort der Parteigrößen, das die frühere First Lady zum Einlenken brachte, sondern auch ihr eigenes Lager. Schon seit einiger Zeit hatten viele Demokraten das Dauerduell zwischen Clinton und Obama mit Sorge betrachtet, ließ es ihrer Meinung nach dem designierten Kandidaten der Republikaner, John McCain, zu viel Raum. „Der Wähler hat entschieden“, machten vier Spitzenpolitiker der Partei – darunter Demokraten-Chef Howard Dean, die einflussreiche Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und der Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid – schließlich in einer Mitteilung klar, was sie von der 60-Jährigen am Ende erwarten.

Selbst Clintons engster Anhängerkreis schien kalte Füße zu bekommen. „Wir haben ihr bis zum Ende unsere Unterstützung versichert“, sagte der prominente New Yorker Abgeordnete Charles Rangel. „Unser Problem ist nur, dass wir keine Ahnung haben, wo zum Teufel das Ende ist.“ Ex-Vizepräsident Walter Mondale wechselte flink die Seiten. „Ich war für Hillary, aber ich war nie gegen Obama, der sehr talentiert ist.“

Nicht wenige stellen sich indes die Frage, ob der Abgang von Hillary Clinton nicht auch das Ende eines politischen Abschnitts in der US-Geschichte bedeutet. Einem Viertel der Amerikaner, heißt es in US-Medien, ist eine Welt unbekannt, in der nicht entweder jemand mit dem Namen Clinton im Weißen Haus sitzt oder sich darum bemüht, dort einzuziehen. Damit ist es vorerst vorbei. Als Option für die frühere First Lady ist im Gespräch, dass sie im Senat zu einer Führungsfigur vom Format eines Edward Kennedy aufsteigen könnte, zur Richterin am Obersten Gericht wird oder vielleicht zur Gouverneurin des Staates New York. Denn ob es wirklich etwas werden könnte mit der von ihr angeblich erhofften Vizekandidatur, scheint fraglich. Enge Vertraute Obamas hätten bereits signalisiert, es sei „höchst unwahrscheinlich“, dass es dazu komme, schreibt das „Wall Street Journal“. Begeistert war das Lager Obamas von der Idee nie: Zu sehr stand sie im Widerspruch zu seiner Botschaft von Wandel und Veränderung in Washington. Der designierte Kandidat selbst wolle sich irgendwann „in den nächsten Wochen“ mit seiner früheren Rivalin zusammensetzen, hieß es.

Ein winziges Hintertürchen lässt sich Clinton vielleicht noch offen, um ihren Punkt zu machen, dass immerhin knapp 18 Millionen Menschen bei den Vorwahlen für sie stimmten. Wenn die 60-Jährige am Samstag erklärt, ihre Kandidatur nur auszusetzen statt zu beenden, könnten ihre mehr als 1900 Delegierten nach den Regeln auf dem Nominierungsparteitag im Spätsommer für sie votieren. „Das würde zwar nichts am Gesamtergebnis ändern“, sagte eine Kommentatorin des Fernsehsenders CNN. „Das wäre aber für die Geschichtsbücher.“ dpa

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