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Politik: USA erwägen neue Einsätze in Pakistan Islamabad weist Pläne für Antiterrorkampf zurück

Berlin - Die US-Regierung will in Pakistan offenbar auch wegen des Mordes an Benazir Bhutto ihre Strategie im sogenannten Krieg gegen den Terror ändern. Die „New York Times“ berichtet unter Berufung auf Regierungskreise, der Geheimdienst CIA solle möglicherweise deutlich mehr Spielraum für eigene Operationen in Pakistans sogenannten Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan erhalten.

Berlin - Die US-Regierung will in Pakistan offenbar auch wegen des Mordes an Benazir Bhutto ihre Strategie im sogenannten Krieg gegen den Terror ändern. Die „New York Times“ berichtet unter Berufung auf Regierungskreise, der Geheimdienst CIA solle möglicherweise deutlich mehr Spielraum für eigene Operationen in Pakistans sogenannten Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan erhalten. Darüber hinaus könnte die CIA Spezialkräfte des Militärs für spezielle Operationen anfordern. Die Armeeführung in Islamabad reagierte prompt: Die US-Regierung habe kein Recht, über irgendwelche Operationen in den Stammesgebieten zu entscheiden, dies sei ausschließlich Aufgabe der pakistanischen Regierung, zitiert die pakistanische Zeitung „News“ einen Sprecher.

Die Stammesgebiete, die sich aus sieben Agencies zusammensetzen, gelten als Rückzugsraum für islamistische Terroristen. Es wird gemutmaßt, Osama bin Laden habe hier sein Versteck. Ein Raketenangriff im Januar 2006 galt laut CIA bin Ladens Vize, Aiman al Zawahiri. Bei dem Bombardement starben mindestens ein Dutzend Dorfbewohner, die Tat löste in Pakistan heftige Proteste aus und befeuerte den dort starken Antiamerikanismus weiter. Nach Aussage von Präsident Pervez Musharraf hat in der Agency Südwaziristan zudem der militante Islamist Baitullah Mehsud seine Basis. Direkt nach dem Mord an Bhutto machte Islamabad ihn dafür verantwortlich, Mehsud wies dies aber zurück. Pakistans Armee selbst hatte im vergangenen Jahr mehrere blutige Einsätze in Südwaziristan.

Schon die britischen Kolonialherren hielten sich aus den schwer zugänglichen, gebirgigen Stammesgebieten heraus. Heute verwalten diese sich weitgehend selbst, die Zentralregierung ist nur durch einen politischen Agenten in jeder Agency vertreten. Bisher schlug jeder Versuch fehl, die Extremisten aus den Stammesgebieten, die auch Pakistans Sicherheit bedrohen, militärisch zu bezwingen. Deshalb hatte Islamabad 2006 mit Stammesältesten das Abkommen von Miransha geschlossen, praktisch eine Art Selbstverpflichtung zum Frieden.

Das Abkommen gilt als gescheitert, nun ist der Gouverneur der Nordwestgrenzprovinz zurückgetreten, der für Islamabad verhandelt hatte und der wohl eine friedliche Lösung vorgezogen hätte. Analysten werten dies mit entsprechenden Aussagen der Militärs als Signal dafür, dass im Frühjahr noch härtere Militäroperationen in den Stammesgebieten zu erwarten sind. Benazir Bhutto hatte angekündigt, sie würde zum Kampf gegen die Extremisten auch US-Hilfe akzeptieren. Dadurch hat sie nicht nur pakistanische Armeeangehörige verärgert. Die Frage ist auch, was für Folgen ein Einsatz der US-Armee auf pakistanischem Boden haben könnte. Da die Amerikaner dort einen sehr schlechten Ruf haben, würde dies jede Regierung schwächen, die solche Einsätze billigt. Ruth Ciesinger

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