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Politik: USA für raschen Aufbau einer Bodentruppe an Kosovo-Grenze

BRÜSSEL/BELGRAD/BERLIN (Tsp).Die Nato will die jugoslawische Regierung innerhalb weniger Wochen zum Einlenken bewegen.

BRÜSSEL/BELGRAD/BERLIN (Tsp).Die Nato will die jugoslawische Regierung innerhalb weniger Wochen zum Einlenken bewegen."Wir werden unser Möglichstes tun, um die Annahme der fünf Bedingungen durch Belgrad in den nächsten Wochen zu erreichen, damit die Flüchtlinge vor Anbruch des Winters zurückkehren können", sagte Nato-Sprecher Shea am Sonnabend in Brüssel.Die USA machten derweil Druck, rasch Bodentruppen aufzubauen.Dies sei nötig, um die Flüchtlinge bei einem Einlenken Belgrads zurückführen zu können, so Pentagon-Sprecher Bacon.Neben Luftschlägen müsse sich die Allianz aber auch "andere militärische Optionen" offenhalten.Außenminister Fischer sieht durchaus Bewegung in Belgrad.Die jüngsten Erklärungen verdienten "sorgfältiges Interesse", sagte er dem Tagesspiegel.

Derweil flog die Allianz die massivsten Angriffe seit Kriegsbeginn: 684 in 24 Stunden.Auch das größte Kraftwerk Serbiens wurde getroffen.Die Nato bestätigte, daß sie am Vortag im Kosovo-Ort Istok auch ein Gefängnis angegriffen hat, dort starben nach Belgrader Angaben 19 Häftlinge und Wärter.Zudem bombardierte die Nato irrtümlich eine Stellung der "Kosovo-Befreiungsarmee" UCK.

Pentagon-Sprecher Bacon warnte nach Gesprächen von Nato-Oberkommandeur Clark mit US-Verteidigungsminister Cohen und Generalstabschef Shelton, es gebe keine Garantie dafür, daß die Luftangriffe bis zum Herbst alle Ziele erreichten.Clark habe zwar keine Bodentruppen gefordert.Er habe aber verlangt, die Planung für einen möglicherweise in einigen Monaten wünschenswerten Einsatz von Bodentruppen zu bedenken.Nato-Sprecher Shea bekräftigte jedoch, für die Allianz habe die Entsendung einer durch eine politische Vereinbarung gedeckten Friedenstruppe Priorität.Über die Aktualisierung der Pläne berät der Nato-Rat kommende Woche.

Kritik übten die USA daran, daß Außenminister Fischer ein Überdenken der Nato-Zielplanung gefordert hat, um zivile Opfer und Schäden für unbeteiligte Staaten zu vermeiden.Die Angriffe seien die "präzisesten" und am besten ausgewählten in der Kriegsgeschichte.Fischer selbst sagte dem Tagesspiegel, der jugoslawische Präsident Milosevic habe zum ersten Mal signalisiert, auf der Grundlage der Prinzipien der G-8-Staaten in Gespräche eintreten zu wollen.Milosevic habe die "Kraft und die Fähigkeit und den Willen, die Sicherheit in Europa dauerhaft zu gefährden", mahnte er.Kanzler Schröder sagte "Bild am Sonntag", auch bei sinkender Zustimmung in der Bevölkerung müsse man "als Politiker das Kreuz gerade machen und Kurs halten." Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kock, hingegen kritisierte in seiner Pfingstbotschaft die Nato-Angriffe und forderte "geduldige Verhandlungen".

Nach russischen Angaben wird US-Vizeaußenminister Talbott eventuell schon am Dienstag in Moskau neue Gespräche führen.Zuvor solle der russische Jugoslawien-Beauftragte Tschernomyrdin noch einmal nach Belgrad reisen, meldete die Agentur Interfax.Kroatiens Präsident Tudjman legte einen Friedensplan vor, der nach Zagreber Berichten eine Teilung des Kosovo in eine serbische Nordhälfte und einen albanischen Südteil vorsieht.Dort könnten jeweils unterschiedliche Friedenstruppen stationiert werden.

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