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Politik: USA: Krieg gegen Terror wird fortgesetzt

WASHINGTON/KHARTUM (Tsp).Nach ihrem überraschenden Militärschlag gegen Ziele in Sudan und Afghanistan, bei denen mindestens 29 Menschen starben, wollen die USA ihren "Krieg gegen den Terrorismus" fortführen.

WASHINGTON/KHARTUM (Tsp).Nach ihrem überraschenden Militärschlag gegen Ziele in Sudan und Afghanistan, bei denen mindestens 29 Menschen starben, wollen die USA ihren "Krieg gegen den Terrorismus" fortführen.Rußlands Präsident Jelzin verurteilte das amerikanische Vorgehen auf das schärfste.Sudan brach die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab.In Khartum und Nablus protestierten Tausende vor den US-Vertretungen.

"Wir werden uns vor dieser Bedrohung nicht zurückziehen, sondern uns ihr stellen", sagte US-Präsident Clinton in Washington.Insgesamt 75 bis 80 Marschflugkörper waren am Donnerstag abend von amerikanischen Kriegsschiffen im Roten Meer und Indischen Ozean abgefeuert.Eine Rakete schlug versehentlich in Pakistan ein und tötete fünf Menschen.

Jelzin sagte spontan, was die USA getan haben, sei nicht in Ordnung.Das Terrorismus-Problem dürfe nicht durch "militärische Einmischung" gelöst werden, sondern nur auf dem Verhandlungsweg.Später relativierte er, der Vorfall werde das bilaterale Verhältnis nicht beeinflussen; das amerikanisch-russische Gipfeltreffen werde Anfang September stattfinden.

Nach Angaben aus Washington waren die Militärschläge "erfolgreich"; sie hätten "beträchtliche Schäden" an der Fabrik in Khartum verursacht, in der nach US-Erkenntnissen Komponenten für chemische Waffen hergestellt werden.Die meisten der weltweit arbeitenden US-Behörden wurden aus Angst vor Vergeltungsschläge in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Unterdessen kam es in Nablus und Khartum zu heftigen Protestkundgebungen vor den amerikanischen Botschaften.Zu der Demonstration hatte die radikalislamische Hamas-Organisation aufgerufen.Die Demonstranten riefen anti-amerikanische Parolen und verbrannten US-Flaggen.Aufgebrachte Bürger griffen in Khartum die US-Vertretung mit Steinen an und hielten das Gebäude mehrere Stunden lang besetzt.

Die israelische Polizei zog derweil zusätzliche Kräfte in der Altstadt von Jerusalem zusammen; sie befürchte "Unmutsäußerungen radikal-islamischer Elemente nach den Freitagsgebeten auf dem Tempelberg".

Die Bundesregierung in Bonn ist über die US-Luftangriffe in Sudan und Afghanistan nicht vorab informiert worden.Wie die anderen Verbündeten auch sei sie aber "sofort mit Beginn der Luftschläge" unterrichtet worden, hieß es.Regierungssprecher Hauser nannte die Angriffe eine "legitime Reaktion" auf die "terroristischen Angriffe" in Kenia und Tansania.Auch die SPD unterstützte Washington, während sich die Grünen zurückhaltend äußerten und nur von der PDS scharfe Kritik kam; die USA maßten sich das "Recht zum Töten und Bomben" an.

Der Münchner Völkerrechtler Bruno Simma, Mitglied der UNO-Völkerrechtskommission, sagte dem Tagesspiegel: "Ich habe gewisses Verständnis für die USA." Christian Tomuschat dagegen, Völkerrechtler an der Berliner Humboldt-Universität, sagte: "Ich habe Angst vor dem Tag, an dem das Beispiel der USA Schule gemacht hat und Rußland und China womöglich das gleiche tun."

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