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Politik: USA reduzieren Truppen in Afghanistan

Nach Nato-Abzug weniger Soldaten als geplant.

Washington - Die Regierung Obama möchte nach dem Nato-Abzug 2014 deutlich weniger US-Truppen in Afghanistan stationieren als bisher bekannt. Das Verteidigungsministerium plane jetzt in drei Varianten mit 3000, 6000 oder 9000 US-Soldaten, schreiben US-Zeitungen unter Berufung auf Quellen im Pentagon. Im Herbst hatte der Oberbefehlshaber in Afghanistan, General John Allen, noch von bis zu 15 000 US-Soldaten gesprochen. Die neuen Zahlen wurden bei der Vorbereitung des Besuchs von Präsident Hamid Karsai in Washington öffentlich. Er möchte in dieser Woche mit Präsident Barack Obama über die Zukunft seines Landes sprechen. Die Afghanistanpläne werden auch bei der Vorstellung des künftigen Verteidigungsministers eine zentrale Rolle spielen. Als Favorit gilt der republikanische Ex-Senator Chuck Hagel. Manche US-Medien erwarten, dass Obama ihn in wenigen Tagen nominiert.

Die reduzierten Kontingente haben weitreichende Folgen sowohl für die militärischen Aufgaben der US-Streitkräfte in der neuen Phase nach 2014 als auch für die diplomatische Präsenz der USA in dem Land. Sie beeinflussen zudem die Debatte um die Rolle der Nato-Verbündeten, darunter Deutschlands. Nach Darstellung amerikanischer Experten gibt es eine Absprache, derzufolge die USA zwei Drittel der reduzierten Schutzmacht stellen, die nach dem Abzug der Nato weiter afghanische Truppen ausbilden und sie im Extremfall bei Angriffen der Taliban unterstützen soll. Wenn die Zahl der US-Soldaten sinkt, verringern sich auch die Erwartungen an die Verbündeten.

Bei stark reduzieren Truppenzahlen muss das US-Militär den Großteil seiner regionalen Stützpunkte aufgeben und sich wohl auf zwei Basen beschränken: Bagram nahe Kabul für den Norden und Kandahar für den Süden. Der Einsatz von Drohnen würde zunehmen, um die geringere Truppenpräsenz zu kompensieren. Auch das US-Außenministerium müsste seine Planungen für eine starke regionale Vertretung reduzieren, da es nicht mehr an so vielen Orten auf den Schutz durch US-Militär zählen könnte.

Die neuen Planungen spiegeln ein generelles Umdenken wider. 2010 hatte noch die Sicherheitslage in Afghanistan Priorität. Damals plante das Pentagon mit 40 000 US-Soldaten nach dem Nato-Abzug. Nun gewinnen die Haushaltsprobleme und Sparzwänge an Gewicht. Zum Ausgleich möchte die amerikanische Regierung der afghanischen Armee Ausrüstung im Wert von 700 Millionen Dollar liefern, darunter russische MI-17-Helikopter, mit denen ältere Offiziere dort vertraut sind. Christoph von Marschall

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