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USA: Romney und Santorum Kopf an Kopf: Die Vorwahlen sind noch lange nicht entschieden

Der Super Tuesday war kein Super-Dienstag, analysiert Martin Klingst. Das Ziel, ein für allemal den Sieger des republikanischen Vorwahlkampfes zu bestimmen, sei schließlich verfehlt worden.

Republikaner aus zehn Bundesstaaten haben an diesem Tag ihre Stimme abgegeben und früher stand dann regelmäßig fest, welcher Kandidat am Ende nominiert und ins Rennen um das Weiße Haus geschickt wird. Nach dem Super Tuesday wich stets die Spannung aus dem Vorwahlkampf.

Das ist dieses Mal anders. Zwar heißt der Spitzenreiter nach wie vor Mitt Romney, sein Sieg scheint weiterhin unvermeidbar. Schließlich hat er am Super Tuesday nicht nur den wichtigen Industriestaat Ohio gewonnen, sondern auch eine stattliche Anzahl von Delegierten. Und auf die Mehrheit der Delegierten kommt es am Ende allein an.

Doch dass Mitt Romney immer noch kein Befreiungsschlag gelang, dass er in Ohio nur mit Ach und Krach siegte, belebt wieder die Zweifel an seiner Kandidatur. Der Unternehmer und ehemalige Gouverneur von Massachusetts, der Favorit des Parteiestablishments, will einfach kein Feuer und keine Begeisterung entfachen. Er ist zu glatt, zu abgehoben, zu wenig volksnah. Er wirkt wie aus Plastik gemacht und nicht aus Fleisch und Blut.

Es sind darum nicht seine Konkurrenten, sondern seine eigenen Schwächen, die einem Sieg bislang im Wege stehen. Romney kämpft in erster Linie gegen sich selber. Seine vielen Unzulänglichkeiten lassen seine im Grunde unbedeutenden Widersacher plötzlich stark erscheinen, vor allem den ultrakonservativen Ex-Senator Rick Santorum. Eines lässt sich auf jeden Fall sagen: Auch wenn fast alles immer noch für einen Erfolg Romneys spricht, sind die Vorwahlen noch lange nicht entschieden. Das liegt nicht nur an der Zähigkeit seiner Gegner, sondern ebenso an der Kompliziertheit des Vorwahlsystems.

Warum Romney die besseren Karten als Santorum hat.

Es gibt zwei Möglichkeiten, Siege zu definieren: Nach der üblichen Lesart gewinnt, wer von Bundesstaat zu Bundesstaat die Mehrheit der Wählerstimmen und damit zwangsläufig auch die meisten Delegierten auf sich vereinigt.

Doch spätestens seit dem Duell Barack Obama gegen Hillary Clinton stimmt diese Zwangsläufigkeit nicht mehr. Die Wege zu einer Delegierten-Mehrheit sind unterschiedlich und verschlungen. Nur wenige Experten kennen sie, müssen sie doch zugleich Mathematiker, Demograph und Landeskundler sein.

Ganz grundsätzlich gilt: Im Vorteil ist, wer die komplizierten Regeln intensiv studiert und sich umfassend auf deren  Tücken vorbereitet hat. Erfolg hat zudem nur, wer über viel Geld und eine hervorragende Organisation in allen 50 Bundesstaaten verfügt.

Mitt Romney muss weiterkämpfen, denn sein ärgster Konkurrent Rick Santorum bleibt ihm auf den Versen.
Mitt Romney muss weiterkämpfen, denn sein ärgster Konkurrent Rick Santorum bleibt ihm auf den Versen.

© AFP

All diese Vorteile besitzt allein Mitt Romney. Er trat bereits 2008 an und plant seither für seinen zweiten Anlauf. Niemand sonst hat eine derart perfekte Wahlkampfmannschaft und soviel Geld. Romney hat bislang schon vier- bis fünfmal so viele Dollar wie seine Konkurrenten in die Wahlschlacht geworfen. Seine Kriegskasse ist prall gefüllt und auf eine lange Schlacht vorbereitet.

Schwierig wird der schnelle Durchmarsch zu einer Delegiertenmehrheit besonders durch eine neue Regel: Bislang galt zumindest bei den Republikanern, wer einen Bundesstaat gewinnt, erhält auch dessen Delegierte. Doch inzwischen werden diese vielerorts je nach Stimmenanteil der Kandidaten proportional verteilt.

Doch um es noch komplizierter zu machen, wird das Verhältnismäßigkeitsprinzip zwischen Atlantik und Pazifik völlig unterschiedlich ausgelegt. Amerika liebt es schwierig und undurchsichtig. Darum verdienen sich Anwälte für Wahlrecht alle vier Jahre eine goldene Nase.

Rick Santorum gibt nicht auf und bleibt der erste Verfolger von Favorit Mitt Romney.
Rick Santorum gibt nicht auf und bleibt der erste Verfolger von Favorit Mitt Romney.

© AFP

Man muss nicht in die Details einsteigen, aber bereits drei Beispiele illustrieren dieses Verwirrspiel: In Oklahoma gewinnt nur jener Kandidat sämtliche Delegierte eines Wahlbezirks, der die absolute Mehrheit erringt. Das geschieht bei vier Wettbewerbern eher selten. Folglich werden nach der Oklahoma-Regel die Delegierten zu gleichen Teilen an die drei Erstplatzierten verteilt, solange sie jeweils über 15 Prozent der Stimmen erhalten haben.

Wer in Tennessee alle Delegierten auf seine Seite ziehen will, muss sogar von Wahlbezirk zu Wahlbezirk 66 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Und in Ohio hatte Rick Santorum schon vor der Wahl bereits 18 der insgesamt 63 Delegierten verloren, weil seine Wahlkampfhelfer das schwierige Anmeldesystem nicht richtig durchschaut haben und deshalb in einigen Bezirken zu spät kamen.

1140 Delegierte muss ein Bewerber um sich scharen, um am Ende zum republikanischer Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden. Die Partei mag sich weiter zieren und winden und von einem Anti-Romney träumen. Doch in der realen Welt von 2012 hat bislang nur Mitt Romney das Wissen, die erforderliche Strategie und das notwendige Geld für einen erfolgreichen Delegiertenkampf.

Quelle: Zeit Online

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