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USA und Großbritannien: Beziehung mit Hindernissen

Der britische Premierminister Gordon Brown trifft sich in Camp David zum ersten Mal mit US-Präsident George W. Bush. Wie werden sich die Beziehungen zwischen den USA und Großbritannien entwickeln?

Noch vor seiner Abreise enttäuschte der neue britische Premierminister Gordon Brown diejenigen, die sich eine Kehrtwende in den Beziehungen mit den USA erhoffen – und davon gibt es vor allem in seiner eigenen Labour-Partei viele. „Die Beziehung mit den USA ist mit Abstand unsere wichtigste bilaterale Beziehung“, sagte Brown, bevor er zu seinem ersten Gipfel mit dem amerikanischen Präsidenten auf dessen Landsitz Camp David flog.

Brown hatte in den ersten vier Wochen seiner Amtszeit durchaus widersprüchliche Signale zur „special relationship“ mit den USA abgegeben. Im Bestreben, sich von seinem Vorgänger Tony Blair abzusetzen, dem die Freundschaft mit George W. Bush zum Verhängnis wurde, ernannte Brown einen erklärten Feind der amerikanischen Neokonservativen zum Staatsminister im Außenministerium: Mark Malloch Brown hatte als Stellvertreter des UN-Generalsekretärs mit Kritik am Irakkrieg den Zorn Bushs auf sich gezogen. Und dann schickte Brown auch noch Entwicklungsminister Douglas Alexander nach Washington, der in einer Rede die „zerstörerische Macht“ der USA anprangerte.

Doch dann ruderte Brown zurück – das Presseecho war ihm wohl doch zu heftig geworden. Jetzt folgt eine Solidaritätsadresse aus London der anderen. „Wir können keines der großen Probleme der Welt ohne die aktive Beteiligung der USA lösen“, sagte Brown am Samstag. Großbritannien und Amerika hätten in der Vergangenheit immer Seite an Seite gestanden, um die großen globalen Herausforderungen zu lösen. Da werde sich nichts ändern. „Die Beziehung kann stärker werden“.

Hauptthema der Gespräche wird sicherlich das Vorgehen im Irak sein und ganz kühne Beobachter in London spekulierten schon über einen Bruch der Waffenbrüderschaft. Die britische Armee fordert seit Monaten ein Ende des Irakeinsatzes, den sogar der Chef der Streitkräfte, General Richard Dannatt, für „kontraproduktiv“ hält. Mit zwei kräftezehrenden Einsätzen in Afghanistan und im Irak sind die Truppen offenbar überfordert.

Allerdings gibt es bereits einen Rückzugsplan – er wurde noch von Blair entworfen und mit Bush abgestimmt. Die Übergabe der Provinz Basra an die irakische Armee könnte schon in den nächsten Wochen ein Signal sein. Dann haben britische Soldaten nur noch eine Reservefunktion und Brown kann weitere Truppenreduzierungen bekannt geben – vielleicht auf 1800 Soldaten bis Jahresende.

Brown muss Bush deshalb nicht unnötig brüskieren, nur um sich bei ein paar Labour-Linken Pluspunkte zu verdienen. Dass Großbritannien weiterhin der wichtigste transatlantische Partner der USA bleiben wird, signalisieren zwei Entscheidungen der vergangenen Woche: Die Amerikaner erhalten die Erlaubnis, am Stützpunkt Menwith Hill in Yorkshire Schlüsselkomponenten für ihren umstrittenen Raketenschutzschild zu montieren. Außerdem wird Großbritannien zwei gigantische Flugzeugträger bauen und damit der weltweit einzig ernst zu nehmende militärische Verbündete der USA bleiben.

Beides, sagt der Konfliktforscher Paul Rogers von der Uni Bradford, garantiere den „weiteren Ausbau der militärischen und geheimdienstlichen Zusammenarbeit mit den USA“. Trotzdem will Brown andere Akzente setzen als Blair und das bei der heutigen Pressekonferenz wohl auch signalisieren. Er betont gerne die Bedeutung von Wirtschaftshilfe beim Aufbau des Irak. Brown weiß auch, dass er in 18 Monaten mit einem anderen Präsidenten zusammenarbeiten muss. Ihm ist eine starke Partnerschaft mit den USA wichtiger als eine starke Freundschaft mit dem scheidenden Präsidenten Bush.

Matthias Thibaut

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