zum Hauptinhalt

Politik: USA-Wahlkampf: Wenn Arafats Braut mit Frankenstein tanzt

Am Dienstag war Halloween, die amerikanische Variante des Karnevals. Das politische wie das unpolitische Washington hat sich auf vielen Feten getroffen, um die bösen Geister zu vertreiben.

Am Dienstag war Halloween, die amerikanische Variante des Karnevals. Das politische wie das unpolitische Washington hat sich auf vielen Feten getroffen, um die bösen Geister zu vertreiben. Zu Halloween kostümiert man sich, und den US-Hauptstädtern fällt dazu vor allem Politisches ein. Jeff beispielsweise, der für den Sozialdienstleister "United Way" arbeitet, hatte sich buschige Augenbrauen angeklebt und Pelzstücke um den Hals geschnürt. Auf dem Hemdkragen prangte ein griechisches Alpha.

"Ich werde dauernd gefragt, was das darstellen soll, weil niemand von selbst darauf kommt", gestand der junge Mann. "Ist auch schwierig." Also. Es gab da die feministische Schriftstellerin Naomi Wolf, die Al Gore für 15 000 Dollar im Monat beriet, wie man ein Alpha-Tier wird. Jeff gab den neuen Gore, den wölfischen Rudelführer.

Missy, eine Mitarbeiterin im Stab des demokratischen Senators Jack Schumer aus New York, trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem die Worte "Social Security" (das amerikanische Äquivalent zur deutschen Rente) prangten. Darunter hatte sie ein großes, silbernes Schlüsselloch aufgenäht. Sie stellte die "Lockbox" dar, jenes dreifachgesicherte Sparschwein, in das Al Gore die Milliarden zur Sanierung der Rente stecken möchte. "Natürlich ist Gore kein Clinton", meinte Missy über ihre Wahlpräferenz. " Aber besser als Bush ist Gore allemal."

Washington DC ist eine demokratische Hochburg. Fast 90 Prozent der Wähler sind als Unterstützer der Clinton-Partei eingetragen, kaum 10 Prozent als Republikaner. David Gray, ein Mitarbeiter des republikanischen Senators Voinovich aus Ohio, nahm auf das feindliche Terrain Rücksicht und kam als Back Street Boy statt George W. Bush auf seine Halloween-Fete. Madeleine Albright übrigens, die Außenministerin, verkleidete sich als "Jassir Arafats Braut - Frieden ist der Preis". Al Gore und seine Frau Tipper kamen als Familie Frankenstein.

Auch einen demoskopischen Vorgeschmack auf die Präsidentschaftswahl konnte man sich zu Halloween abholen. Joseph Zogby, Demokrat und im US-Justizministerium beschäftigt, kam als Wahlurne verkleidet. Wer wollte, konnte abstimmen. Es gewann Al Gore mit 19 Stimmen vor dem Grünen Ralph Nader mit 12. George W. Bush erhielt sechs, Pat Buchanan zwei Stimmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false