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Politik: Väter ins Kinderzimmer

Rürup wirbt für Elterngeld nach schwedischem Vorbild

Für die Betreuung von Kindern hat Familienministerin Renate Schmidt (SPD) ein „ungenutztes“ Potenzial entdeckt: die Männer. Dass die stärker in die Pflicht genommen werden sollten, findet auch Regierungsberater Bert Rürup. Er schlägt daher der Familienministerin in einem Gutachten vor, ein Elterngeld nach schwedischem Vorbild einzuführen. Den Eltern soll ein Jahr bezahlter Elternzeit zustehen, mindestens drei Monate davon könne nur der Mann nehmen. Die Anreize für Männer und Frauen sollten gleich hoch sein, argumentiert Rürup.

Der Ökonom schlägt vor, die Höhe des Elterngeldes solle sich nach dem Einkommen richten. Denkbar wäre, Eltern 67 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens zu zahlen – analog zum Arbeitslosengeld. Zur Finanzierung könne das heutige Erziehungsgeld gestrichen werden. Auch für Akademikerinnen könne dadurch der Anreiz steigen, Kinder zu bekommen, hofft Rürup. Derzeit zahlt der Staat ein abschmelzendes Erziehungsgeld in Höhe von 300 Euro pro Monat.

Familienministerin Schmidt ließ Sympathie für den Vorschlag erkennen. „Es geht nicht nur um Mütter, auch um Väter“, sagte sie. Vor 2010 sei jedoch an ein Elterngeld nicht zu denken. In Deutschland nimmt die Zahl der kinderlosen Frauen deutlich zu: Während 15 Prozent der 1950 geborenen Frauen keinen Nachwuchs bekommen, hat bereits ein Drittel der 1965 geborenen Frauen keine Kinder. Besonders hoch ist die Zahl der Kinderlosen unter den Akademikerinnen: 40 Prozent entscheiden sich gegen eigenen Nachwuchs.

Rürup sprach sich außerdem dafür aus, die Kinderbetreuung auszubauen. Deutschland sei im Vergleich zu anderen Ländern ein „Entwicklungsland“. Von einer verbesserten Infrastruktur erhofft sich der Ökonom wieder eine steigende Geburtenrate, weil junge Paare besser Familie und Beruf vereinbaren könnten. Weil in der Regel die Frauen zu Hause blieben, fiele ein Einkommen weg – ein Grund für Familienarmut. Laut dem Gutachten bekommt ein Großteil der Paare, die sich für ein erstes Kind entscheiden, auch ein zweites Kind – nämlich 80 Prozent. Das Problem in Deutschland sei, dass die Erstgeburten fehlen, sagt Rürup.

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