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Politik: Vatikan duldet keine Messdienerinnen am Altar mehr

Kardinal Ratzinger legt Entwurf für neue Gottesdienstregeln vor / Auch Tanz und Applaus sollen in der Kirche verboten werden

Rom (mig/M.G.). Der Vatikan will „Fehlentwicklungen“ und liturgische Experimente in katholischen Gottesdiensten einschränken. Einzelheiten eines Entwurfs für eine verbindliche VatikanRichtlinie hat jetzt das italienische katholische Monatsmagazin „Jesus“ bekannt gemacht. Das Papier sieht danach unter anderem vor, dass die Gläubigen die Pfarrer beim zuständigen Bischof „anzeigen“ können, wenn diese bei der Gestaltung der Gottesdienste von den gültigen Normen abweichen. Unter anderem sollten Klatschen nach der Predigt und sonstige Beifallsbekundungen in der Messfeier ebenso unterbleiben wie Tänze im Rahmen der Liturgie.

Gerade dieser Punkt erstaunt, weil bei den Messen des Papstes in Italien und auf seinen Reisen Tänze und Applaus schon seit Jahren zu den Gottesdiensten dazugehören. Auch in sehr vielen nichteuropäischen Kirchen ist der Tanz ein selbstverständlicher Bestandteil bei Meßfeiern. Dennoch will das neue Dokument solche Ausdrucksformen religiöser Freude künftig untersagen. Auch Messdienerinnen soll es bald nicht mehr geben, es sei denn, der Ortsbischof gestattet dies ausdrücklich. Kein Priester müsse sich gezwungen fühlen, weibliche Messdiener zuzulassen, heißt es in dem Text.

Der vatikanische Entwurf mit dem Titel „Pfand der Erlösung" wurde von der Glaubenskongregation sowie von der Kongregation für den Heiligen Kult erarbeitet. Er listet insgesamt 37 liturgische Vergehen auf, die in der Kirche während der Gottesdienste nicht mehr geduldet werden sollen. Ein Kernpunkt des Dokuments betrifft die Arbeit der Gemeindeassistentinnen. Es bestehe, heißt es in dem Schreiben, aus kirchlicher Sicht keinerlei Bedarf an solchen Helferinnen. Das gelte auch dann, wenn es in den Gemeinden an Geistlichen oder an Diakonen mangele. Pastoralhelfer und -helferinnen sollen nach dem Willen des Vatikan künftig nicht mehr predigen oder die Kommunion austeilen dürfen.

In einem weiteren Kapitel kommt das Dokument auch auf den Chorraum zu sprechen. Er soll, wenn möglich, mit entsprechenden Brüstungen vom übrigen Kirchenraum abgetrennt werden.

Der Vatikan hatte bereits in der Enzyklika zur Eucharistie, die vor dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin veröffentlicht worden war, angekündigt, zur Gestaltung der Liturgie „ein eigenes Dokument – auch mit Hinweisen rechtlicher Natur – vorzubereiten.“ Als Begründung führte die Enzyklika des Papstes an, dass nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanums mancherorts ein „verkürzendes Verständnis des eucharistischen Geheimnisses“ sichtbar geworden sei.

Der jetzt bekannt gewordene Entwurf ist jedoch offenbar schon bei internen Diskussionen im Vatikan auf Kritik gestoßen und wird voraussichtlich nur mit Veränderungen veröffentlicht werden. Dennoch ist zu erwarten, dass das zentrale Anliegen einer „Bereinigung“ der liturgischen Praxis auch in der endgültigen Fassung enthalten sein wird. Die Katholische Deutsche Bischofskonferenz erklärte durch eine Sprecherin, ihr sei der ganze Vorgang bislang nicht bekannt.

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