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Vatikan: Papst: Missbrauch ist ein abscheuliches Verbrechen

Benedikt XVI. verurteilt Vorfälle in Irland. Die Grünen fordern derweil eine Erklärung auch zu Jesuitenschulen.

Berlin - Papst Benedikt XVI. hat den sexuellen Missbrauch Minderjähriger erstmals persönlich als „abscheuliches Verbrechen“ verurteilt. Es handele sich um „eine schwere Sünde, die Gott verletzt und die Menschenwürde verwundet“. Benedikt bezog sich dabei auf Missbrauchsfälle in Irland. Aus der deutschen Politik mehren sich Stimmen, die eine Wegweisung des Kirchenführers auch zu den Missbrauchsfällen an deutschen Jesuitenschulen wie dem Berliner Canisius-Kolleg fordern: „Der Papst muss dafür sorgen, dass das Thema in allen Teilen der Welt zum Thema gemacht wird. Das wäre das Mindeste, was die Opfer erwarten können. Überfällig ist aber auch eine Entschuldigung für die Vorfälle“, forderte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, im Tagesspiegel. Benedikt XVI. hatte im Falle Irlands einen Pastoralbrief für die bevorstehende Fastenzeit angekündigt.

Scharf kritisierte Beck Äußerungen des Augsburger Bischofs Walter Mixa zu den Ursachen der Missbrauchsfälle. Mixa hatte in einem Interview den Missbrauch Jugendlicher an deutschen Jesuitenschulen mit der „zunehmenden Sexualisierung des öffentlichen Lebens“ in Zusammenhang gebracht, die „abnorme sexuelle Neigungen“ eher fördere als begrenze. Zudem sagte Mixa, die „sexuelle Revolution“ sei nicht unschuldig an den „abscheulichen Verbrechen“. Beck sagte dazu: „Das Problem, das die katholische Kirche hat, ist viel älter als die sexuelle Befreiung.“ Ursächlich für die Vorfälle sei die „systematische Unterdrückung von Sexualität“. Mixas Thesen seien „historisch absurd“.

Auch der Theologe Eugen Drewermann sieht in der rigiden katholischen Sexualmoral eine Mitursache für die Missbrauchsvorfälle: „Die katholische Sexualmoral ist ohne Zweifel repressiv und rigide“, sagte er dem Tagesspiegel. Auch leiste die Ausbildung in den Konvikten und Priesterseminaren „eigentlich keinerlei Beitrag zur Weiterentwicklung und Reife“. Das Ganze bleibe „ein heiliges Tabu“. Unterdessen bestätigte die Missbrauchsbeauftragte des Jesuitenordens, Ursula Raue, dass es nicht nur an Jesuitenschulen, sondern auch an anderen katholischen Schulen in Deutschland zu sexuellem Missbrauch von Schülern gekommen sein soll.

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warnte vor „vorschnellen Schlüssen“ in der Debatte um längere Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch. Die Diskussion sollte nicht mit der Aufarbeitung der derzeitigen Missbrauchsfälle verknüpft werden, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Ministerin wandte sich damit gegen Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU), die längere Verjährungsfristen fordert. Sie hatte sich für eine Verlängerung der strafrechtlichen Verjährung in Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch auf 30 Jahre ausgesprochen. Außerdem sollte ihrer Ansicht nach die Verjährungsfrist erst ab dem 21. Lebensjahr beginnen. Derzeit gibt es bei schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern eine Verjährungsfrist von 20 Jahren, die mit dem 18. Geburtstag beginnt. Betroffene können also bis zu ihrem 38. Lebensjahr Anzeige erstatten, erklärte die Ministerin. Auch die Grünen äußerten sich zur Verlängerung der Verjährungsfrist zurückhaltend. Eher müsse sich die Kirche die Frage stellen, „warum niemand sich die Mühe gemacht hat, die Vorfälle ernsthaft aufzuklären“, sagte Grünen-Politiker Beck.

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