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Venezuela: Spanische Justiz wirft Chávez Beteiligung an Mordkomplott gegen Uribe vor

Schwere Anschuldigung: Ein Madrider Richter hat die Regierung Venezuelas bezichtigt, die Eta für ein Attentat auf den kolumbianischen Präsidenten eingespannt zu haben.

Der spanische Untersuchungsrichter Eloy Velasco hat schwerwiegende Vorwürfe gegen die venezolanische Regierung formuliert: Ermittlungen hätten ergeben, dass die Führung um den sozialistischen Präsidenten Hugo Chávez an einem Komplott zur Ermordung von Kolumbiens Staatschef Álvaro Uribe beteiligt gewesen sei, heißt es in einem in Madrid veröffentlichten Bericht Velascos. Die Regierung in Caracas habe mit der baskischen Terror-Organisation Eta und kolumbianischen Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) "zusammengearbeitet", die das Attentat geplant hätten.

Dem Bericht zufolge wollte die Farc-Guerilla in Spanien mithilfe der Eta neben Staatschef Uribe auch dessen Vorgänger Andrés Pastrana umbringen. Ein Mitglied der Rebellen habe zu diesem Zweck unter anderem die kolumbianische Botschaft in Madrid beobachtet. Weitere Ziele geplanter Attentate in Spanien waren den Angaben zufolge die frühere kolumbianische Botschafterin in Madrid, Noemí Sanín, der ehemalige Präsidentschaftskandidat und zweimalige Bürgermeister von Bogotá, Antanas Mockus, sowie der kolumbianische Vizepräsident Francisco Santos.

Venezuelas Beteiligung an den Plänen ergibt sich für Velasco vor allem aus dem Fall Arturo Cubillas Fontán. Der mutmaßliche Eta-Terrorist ist mit einer Venezolanerin verheiratet und übernahm dem Richter zufolge 2005 einen einflussreichen Posten im Landwirtschaftsministerium in Caracas. Cubillas Fontán sei zugleich als Eta-Verantwortlicher für Lateinamerika für die Zusammenarbeit mit der Farc zuständig gewesen.

Das Verhältnis zwischen Venezuela und Kolumbien gilt als angespannt, nicht zuletzt deswegen, weil die Regierung in Bogota mit den USA zusammenarbeitet. Chávez wird zudem verdächtigt, die Farc zu unterstützen.

Spanien verlangte von Venezuela eine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Außenminister Miguel Angel Moratinos habe entsprechende Schritte eingeleitet, teilte der spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero am Rande eines Treffens mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Hannover mit. Spanien werde seine Reaktion von der Antwort aus Caracas abhängig machen.

Die spanische Justiz hat wegen der Attentatspläne sechs mutmaßliche Eta- und sieben mutmaßliche Farc-Mitglieder angeklagt. Den Behörden zufolge sind allesamt flüchtig. Von den sechs gesuchten mutmaßlichen Eta-Terroristen leben spanischen Medienberichten zufolge drei in Kuba und je einer in Mexiko und Venezuela. Bei einem ist der Aufenthaltsort unbekannt. Velasco erließ internationale Haftbefehle gegen die Verdächtigen.

Die Eta unterhält seit Jahrzehnten in Lateinamerika Verbindungen zu verschiedenen Organisation. Die Basken arbeiteten seit den achtziger Jahren mit der Farc-Guerilla zusammen, schreibt Velasco in seinem Bericht. Auch zu Venezuela bestehen demnach Beziehungen: In dem Land hätten zeitweise bis zu 40 Eta-Mitglieder gelebt.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP

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