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Vera Lengsfeld: 200 Euro fürs Dekolleté der Kanzlerin

Lengsfeld freut sich über Resonanz auf ihr Plakat. Einige wurden schon geklaut.

Berlin - Wenn einer im Wahlkreis nicht bekannt ist, die eigene Partei eher eine Außenseiterrolle spielt und man selbst noch dazu als Kandidat kaum Geld für einen peppigen Wahlkampf hat, dann muss man sich was Besonderes einfallen lassen. Vera Lengsfeld hat das getan: Die Ex-Bürgerrechtlerin und CDU-Kandidatin im Bundestagswahlkampf im Berliner Innenstadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat sich in einem ziemlich tief dekolletierten Kleid fotografieren lassen, sich das Foto einer ebenso tief dekolletierten Bundeskanzlerin gekauft und plakatiert mit beidem seit ein paar Tagen im Stadtbezirk unter dem zweideutigen Satz: „CDU – Wir haben mehr zu bieten“.

Und was soll man sagen? Die Kampagne geht auf. Lengsfeld wird seit dem Wochenende überschüttet mit Reaktionen. Nicht nur auf ihrem Internet-Wahl-Blog hat die sonst eher biedere ostdeutsche CDU-Politikerin schon Besuch von rund 17 000 Interessenten bekommen. Selbst Plakatjäger sind unterwegs. „Massenhaft“, sagt Lengsfeld, würden die Plakate mit den beiden offenherzigen CDU-Damen von den Straßenlaternen geklaut. Gut, dass sie im ersten Schritt nicht gleich alle 750 gedruckten Exemplare hat aufhängen lassen – und jetzt nachlegen kann. Sogar Kaufangebote habe sie schon bekommen. 200 Euro wollte jemand für die Dekolletés zahlen.

In der CDU-Wahlkampfzentrale gibt man sich in der Sache am Dienstag äußerst zugeknöpft. Ob die Kanzlerin darüber gelacht habe, ob sie wütend war oder ob die CDU Lengsfeld gebeten habe, die anzüglichen Plakate von den Bäumen zu holen? „Kein Kommentar“, heißt es einsilbig. „Wir setzen auf Inhalte und nicht auf Effekthascherei“, rüffelt die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer, ihre Parteikollegin. Wahlkreiskontrahent Christian Ströbele (Grüne) sieht eine Steilvorlage. „Für mich bleibt die Frage, was mit dem ,mehr zu bieten‘ gemeint ist“, sagt er. „Ich suche vergeblich den politischen Inhalt.“ SPD-Kandidat Björn Böhning kommentiert: „Offenbar sucht Frau Lengsfeld zwanghaft die Aufmerksamkeit, statt sich dem Dialog mit den Wählern zu stellen.“ Die Linke-Konkurrentin Halina Wawzyniak reagiert positiver. „Hut ab. Ich hätte Frau Lengsfeld das nicht zugetraut, sondern eher ein 0815-Gesichtsplakat von ihr erwartet.“ Doch der tiefe Buseneinblick sei „ein Tick zu viel“. Dabei setzt die 36-Jährige ebenfalls auf Körper. Auf ihrem Plakat zeigt Wawzyniak nur einen Po in Jeans und ein Stück freie Haut darüber mit dem Aufdruck „Socialist“. Motto: „Mit Arsch in der Hose in den Bundestag.“

Lengsfeld übrigens hat noch eine Überraschung im Köcher. In zwei Wochen soll es losgehen – womit, das verrät sie aber noch nicht. asi/dpa

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