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Verabredung per Blackberry: Wird die Polizei zukünftig auf Nachrichten der Randalierer zugreifen können?

Die Jugendgangs, die in London und anderen Städten Englands randalieren, nutzen zur Kommunikation einen Blackberry- Dienst. Die Polizei will die Nachrichten entschlüsseln.

Die Beispiele sind eindeutig: „Bare Shops are gonna smashed up so come get some (free stuff!!!)“, lautete eine der Blackberry-Messenger-Nachrichten, die der „Guardian“ nach den Ausschreitungen in London abgedruckt hat. Unter den britischen Jugendlichen gehören Blackberrys zu den bevorzugten Smartphones. Mit deren Kurznachrichtenprogramm Blackberry Messenger (BBM) lassen sich Nachrichten nicht nur umsonst, sondern zudem an eine Vielzahl von Empfängern schicken, und zwar verschlüsselt und anders als bei Twitter und Facebook nicht rückverfolgbar. Vor einigen Jahren galten Blackberrys noch als Arbeitsgerät für mobile Workaholics, die auch unterwegs über die eingebaute Mini-Tastatur jederzeit ihre Mails bearbeiten wollten. Mit Preisen ab 170 Euro sind die Geräte aber inzwischen auch für Jugendliche zur Alternative zu den teuren iPhones oder Android-Smartphones geworden. Einer aktuellen Studie nach liegen Blackberrys in Großbritannien mit einem Marktanteil von 37 Prozent vor den Konkurrenten.

Tatsächlich sollten sich die Randalierer in Großbritannien nicht auf den Verschlüsselungsschutz ihrer BBM-Übermittlungen verlassen. So hatte das kanadische Blackberry-Unternehmen Research in Motion (RIM) Anfang des Jahres den Mobilfunkfirmen in Indien eine Technik zur Verfügung gestellt, die es den staatlichen Stellen gemäß den gesetzlichen Anforderungen erlaubt, auf den Blackberry Messenger und die Blackberry-Internet-Dienste zuzugreifen. Auch Länder wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emiraten drängen auf einen solchen Zugang. Auch den britischen Behörden hat Research in Motion inzwischen Unterstützung angeboten. Per Twitter teilte das Unternehmen mit, „wir fühlen mit denen, die von den Aufständen in London betroffen sind. Wir haben uns an die Behörden gewandt, um ihnen zu helfen, wo wir können.“ Als Gegenreaktion haben Hacker am Dienstag die Unternehmens-Webseite angegriffen.

Das Unternehmen macht übrigens eine klare Unterscheidung zwischen den Diensten für normale Verbraucher und für Unternehmenskunden, die ihre Nachrichten über die sogenannten Blackberry Enterprise Server austauschen. Diese Nachrichten könnten auch in Zukunft systembedingt nicht ausgespäht werden. Im Gegensatz zu den offenen Diensten betreiben die Firmen die Infrastruktur für den sensiblen Informationsaustausch selbst. „Wir haben keine Möglichkeit, Chiffrierschlüssel von Kunden zur Verfügung zu stellen“, hatte RIM mitgeteilt. Die Kommunikation über Internet-Dienste, die nicht oder nur schwer zu überwachen sind, ist nicht auf Blackberrys beschränkt. Kostenlose SMS-Alternativen gibt es ebenso für iPhone und Android-Handys, Facebook hat gerade gestern in den USA einen neuen Messenger-Dienst gestartet.

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