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Politik: Verbunden seit Zeiten des deutschen Terrors: Israels Oberrabbiner und das katholische Kirchenoberhaupt

Beide stammen aus der gleichen Gegend und reden polnisch miteinander - der israelische Oberrabbiner Meir Lau und das Oberhaupt der katholischen Kirche, Johannes Paul II..

Beide stammen aus der gleichen Gegend und reden polnisch miteinander - der israelische Oberrabbiner Meir Lau und das Oberhaupt der katholischen Kirche, Johannes Paul II.. "Ich erinnere mich noch sehr gut an Ihren Großvater Rabino Frankel, wie er am Sabbat, umgeben von einer großen Kinderschar, in die Synagoge ging", überraschte 1993 der Papst seinen hohen jüdischen Gast aus Jerusalem während dessen Audienz in der vatikanischen Sommerresidenz Castel Gandolfo. "Wie viele Enkel hatte Ihr Großvater", fragte der Papst. "47", antwortete Lau. "Und wie viel haben überlebt?" "Fünf, mich und meinen Bruder eingeschlossen." Für einen Moment, erinnerte sich der Oberrabbiner, schwieg der Papst und schaute stumm an die Decke - überwältigt von der Erinnerung an die deutsche Schreckensherrschaft in seiner Heimat.

Als Sohn eines Rabbiners kam Lau in Piotrkow, nördlich von Krakau, auf die Welt. Seine Familie kann auf 37 Generationen mit Geistlichen zurückblicken. Während die Eltern im Holocaust umkamen, wurde Meir Lau von seinem älteren Bruder Naftali gerettet. Über Treblinka gelangte er nach Buchenwald, wo die Amerikaner 1945 den 8-Jährigen befreiten. Sein Buch "Wie Juden leben" machte den israelischen Oberrabbiner auch in Deutschland bekannt.

Der zu Kriegsende 25-jährige Karol Wojtyla arbeitete während der deutschen Besatzung in einem Kalksteinbruch der Krakauer Chemiewerke Solvay. Oft konnte er heimlich beobachten, wie in den dunklen Straßen Juden und Nichtjuden von den Nazis zur Deportation in die Todeslager zusammengetrieben wurden. Der Terror der Besatzer hat den heutigen Papst nie wieder losgelassen.

Wie einen Schatz hütet Meir Lau die Fotos von seinem ersten Treffen mit Johannes Paul II. vor sieben Jahren. "Ich betrachte mich als einen Freund des Papstes", sagt er stolz und fügt hinzu: "Es gab noch nie einen Papst, der dem jüdischen Volk so wohlgesonnen ist."

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