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Politik: Verdacht der NATO: Milosevic benutzt Flüchtlinge im Kosovo als Schutzschild

LONDON/BELGRAD (Tsp).Das Schicksal von Tausenden verschwundenen Kosovo-Albanern bleibt weiter ungewiß.

LONDON/BELGRAD (Tsp).Das Schicksal von Tausenden verschwundenen Kosovo-Albanern bleibt weiter ungewiß.Die britische Ministerin für Internationale Entwicklung, Clare Short, sagte am Donnerstag, serbische Einheiten trieben die Flüchtlinge ins Innere der Provinz zurück und versuchten womöglich, die Menschen als Schutzschilde gegen die NATO-Angriffe zu benutzen.Denselben Verdacht äußerte auch NATO-Generalsekretär Javier Solana.Die NATO setzte ihre Angriffe auf jugoslawische Einheiten im Kosovo fort.In den vergangenen 24 Stunden seien fast 400 Angriffe geflogen worden, sagte ein NATO-Sprecher am Donnerstag.

Die NATO bestätigte Berichte, nach denen jugoslawische Rundfunk- und Fernsehanlagen nun zu den Zielen der Luftangriffe gehören würden.Sie seien als Werkzeug der Propaganda und Unterdrückung verwendet worden, sagte der Sprecher.

US-Verteidigungsminister William Cohen bekräftigte die Forderung, daß die drei von der jugoslawischen Armee festgehaltenen amerikanischen Soldaten ohne Bedingungen freikommen.Er erwarte, daß es ihnen gut geht, sagte Cohen am Donnerstag nach einem Truppenbesuch in Ramstein (Rheinland-Pfalz) vor Journalisten.Er war dort mit Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) sowie den Amtskollegen aus Großbritannien und Frankreich, Robertson und Richard, zusammengekommen, um auch die Lufteinsätze der NATO gegen Jugoslawien zu erörtern.

Am Donnerstag hatten sich Meldungen verdichtet, daß die drei US-Soldaten nach ihrer möglichen Freilassung zunächst in Ramstein eintreffen und dann im Krankenhaus Landstuhl untersucht werden sollen.Scharping sagte dazu, er hoffe, daß die drei Soldaten bald zu Hause seien.

Das serbische Staatsfernsehen berichtete unterdessen, die Flüchtlinge gingen freiwillig in ihre Heimatorte im Kosovo zurück.Gezeigt wurden Bilder mit langen Autoschlangen und Ortsschildern, die ins Landesinnere wiesen.Die Menschen hätten ursprünglich nach Mazedonien ausreisen wollen, sich dann aber entschieden, in ihre Heimat zurückzukehren, hieß es in dem Bericht.Die jugoslawischen Behörden hatten am Dienstag die Grenzen nach Albanien geschlossen.Daraufhin waren Tausende auf jugoslawischem Gebiet auf ihre Ausreise wartende Kosovo-Albaner ins Landesinnere zurückgegangen.Seitdem fehlt von ihnen jede Spur.

Die Europäische Union (EU) will den Nachbarstaaten des Kosovo, die inzwischen Zehntausende von Kosovo-Vertriebenen aufgenommen haben, stärker unter die Arme greifen.Darüber waren sich die Außenminister der Europäischen Union einig, die sich am Donnerstag trafen, um die Flüchtlingshilfe zu koordinieren."Milosevic setzt die Vertreibung eines ganzen Volkes als Instrument ein, um die Nachbarstaaten zu destabilisieren", sagte Bundesaußenminister Joschka Fischer nach dem Treffen der EU-Außenminister mit den Amtskollegen aus den acht Staaten der Region.Auf dem Tisch der Außenminister lag am Donnerstag ein Vorschlag für einen "Stabilitätspakt für Süd-Ost-Europa".Nach dem Stabilitätspakt soll in der Krisenregion ein langfristiger Prozeß des Ausgleichs in Gang gesetzt werden.

Der ehemalige Bürgermeister von Belgrad, Zoran Djindjic, warf der NATO in einem Tagesspiegel-Interview vor, das jugoslawische Regime, seine Politik und die Person Milosevic praktisch gleichgesetzt zu haben.Die Serben sähen die Intervention der NATO nicht gegen den Präsidenten, sondern gegen ihr Land gerichtet.Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Walter Kolbow (SPD), warnte im Gespräch mit dem Tagesspiegel vor einem ethnischen Auseinanderdriften Mazedoniens.Der Exodus der Flüchtlinge aus dem Kosovo wirke destabilisierend auf Mazedonien, sagte Kolbow weiter.

Die beiden größten deutschen Reiseveranstalter TUI und NUR haben wegen des Krieges im Kosovo ihre Flüge nach Kroatien vorerst bis zum 31.Mai eingestellt.Betroffenen Urlaubern würden Ausweichziele angeboten, sagte eine Sprecherin der TUI in Hannover.Ein sicherer Ablauf des Flugverkehrs könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewährleistet werden.Ein Sprecher der Frankfurter NUR sagte, auch für Urlauber, die mit dem Auto nach Kroatien reisen wollten, bestehe die Möglichkeit, kostenlos auf andere Reiseziele umzubuchen.

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