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Für Bonn Werbung zu machen, macht Spaß. Diesen Eindruck hinterlassen zumindest Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Umweltminister Norbert Röttgen (CDU), die am Mittwoch bei einer Botschafterkonferenz darum warben, den Sitz des Weltbiodiversitätsrates in Bonn zu installieren.

© dapd

Vereinte Nationen: Röttgen will mehr UN für Bonn

Ein aus Norbert Röttgens Sicht glücklicher Zufall will es, dass sich Deutschland seit Beginn des Wahlkampfes in Nordrhein-Westfalen bereits um zwei neue Niederlassungen der Vereinten Nationen beworben hat.

In seiner Funktion als Bundesumweltminister hat der CDU-Landesvorsitzende und Spitzenkandidat aus NRW Bonn als Sitz für den Grünen Klimafonds zur Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel ins Spiel gebracht. Und am Mittwoch haben Röttgen und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) gemeinsam die deutsche Bewerbung um den Sitz des Internationalen Beratungsgremiums zur Biologischen Vielfalt (Ipbes) vorgestellt. Auch dieses Büro würden sie gerne nach Bonn lotsen. Gleichzeitig und zweifellos mit Unterstützung Röttgens bewirbt sich die Nichtregierungsorganisation Iceps (Internationale Partnerschaft für saubere Energie) aus Bonn um den Sitz des Klimatechnikzentrums der Vereinten Nationen.

Seit Röttgen den Parteivorsitz der CDU in NRW übernommen hat, war er in Bonn bei jedem größeren oder kleineren Anlass dabei. Schließlich ist Bonn noch immer der Sitz des Bundesumweltministeriums, die Berliner Dependance ist sozusagen die Außenstelle. In Berlin war Röttgen deutlich weniger sichtbar.

In Bonn gibt es insgesamt 18 UN-Teilorganisationen oder Verbindungsbüros. Das wichtigste ist der Sitz der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Und weil sich dort bereits 450 Mitarbeiter für den Klimaschutz stark machen, hat die Regierung wohl auch eine vage Hoffnung, den Grünen Klimafonds und womöglich auch das Technikzentrum unter der UNFCCC in Bonn ansiedeln zu können. Die Bewerbung um Ipbes hat ebenfalls eine gewisse Plausibilität. Schließlich hat Röttgens Vorgänger im Amt als Bundesumweltminister, Sigmar Gabriel (SPD), die Gründung eines wissenschaftlichen Rates zur Begutachtung des Zustands der biologischen Vielfalt nach dem Vorbild des Weltklimarats vorgeschlagen. Inzwischen ist die Gründung des Gremiums beschlossen.

Allerdings stehen die Chancen nicht besonders gut, dass Bonn tatsächlich den Zuschlag für die neuen UN-Büros bekommen wird. Denn schon seit einigen Jahren sind Schwellen- und Entwicklungsländer nicht mehr bereit, solche Ansiedlungen kampflos in die Industriestaaten abzugeben. Und die alte Strategie, sich die UN-Niederlassung durch großzügige finanzielle Angebote einfach zu kaufen, ist schwieriger geworden, seit es auch wohlhabende Öl-Emirate und finanzkräftige Schwellenländer gibt. Diese Erfahrung hat Bonn schon bei der Ansiedlung von Irena, der Internationalen Erneuerbaren Energieagentur, erlebt. Deutschland hatte die Idee über Jahre vorangetrieben und um Beitrittsstaaten geworben. Doch den Zuschlag erhielt schließlich Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bonn konnte zumindest noch den Sitz des Irena-Technologiezentrums herausschlagen. Doch auch das dürfte die Chancen, Sitz des Grünen Klimafonds oder von Ipbes zu werden, eher schwächen.

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