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Politik: Vereinte Nichtraucher

New Yorks Raucher verlieren ihr letztes großes Rückzugsgebiet – Kofi Annan verbietet das Qualmen im UN-Glaspalast

Von Matthias B. Krause,

New York

Eine der letzten Raucher-Bastionen in New York ist gefallen. Seit dem 1. September dürfen auch die mehr als 5000 Angestellten am Hauptsitz der Vereinten Nationen bei der Arbeit nicht mehr zum Glimmstängel greifen. Generalsekretär Kofi Annan verfügte einen entsprechenden Erlass mit einem Hinweis auf die Gefahren des Passivrauchens. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte im Mai ein ähnlich lautendes Gesetz über die Stadt verhängt. Im Juli verschärfte der Bundesstaat die Jagd auf Raucher in Büros und öffentlichen Gebäuden, bei Veranstaltungen im Freien sowie in Bars und Restaurants weiter.

Auf dem UN-Gelände am East River durften sich die Qualmer bislang sicher fühlen vor der Rauch-Polizei der Gesundheitsverwaltung. Denn: Das 38-stöckige Hochhaus gehört rechtlich nicht zum Stadtgebiet. Dass Annan es jedoch ernst meint mit der Vertreibung aus dem Raucherparadies, macht er in seiner Anordnung unmissverständlich klar: Wer erwischt werde, müsse mit disziplinarischen Schritten rechnen, heißt es darin. Allerdings hat Annan die Rechnung ohne die Querdenker gemacht, die die 191 Mitgliedsstaaten der UN vertreten – die Diplomaten.

Als Erster tanzte der russische UN-Botschafter Sergej Lawrow aus der Reihe. Beim Anzünden einer Zigarette auf das Verbot angesprochen, grummelte er ganz undiplomatisch: „Kofi gehört dieser Platz nicht.“ Annans Sprecher musste zerknirscht zugeben, dass Lawrow mit seiner Auffassung auf juristisch abgesichertem Boden steht: „Wir können nicht mehr tun, als die Diplomaten zu bitten, sich an die Regelung zu halten."

Annan könnte freilich auch versuchen, den Konflikt nach Art des Hauses zu lösen: durch eine Resolution. Vorher müsste allerdings geklärt werden, welches UN-Gremium zuständig wäre. Eines für humanitäre Fragen? Oder für Umwelt-Angelegenheit? Oder doch der Sicherheitsrat, weil in letzter Konsequenz der Weltfrieden auf dem Spiel steht? Die Amerikaner hätte Annan dort sicher auf seiner Seite. Die Franzosen indes würden wohl ein Veto einlegen.

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