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Politik: Vergabe von Grippemittel eingeschränkt

Berlin - Der Pharmahersteller Roche hat die Auslieferung des Grippemittels Tamiflu für Deutschland ausgesetzt. Man werde die verschreibungspflichtige Arznei ab sofort nur noch an Patienten abgeben, die tatsächlich an einer Influenza erkrankt sind, sagt Hans-Ullrich Jelitto, Sprecher von Roche Deutschland.

Berlin - Der Pharmahersteller Roche hat die Auslieferung des Grippemittels Tamiflu für Deutschland ausgesetzt. Man werde die verschreibungspflichtige Arznei ab sofort nur noch an Patienten abgeben, die tatsächlich an einer Influenza erkrankt sind, sagt Hans-Ullrich Jelitto, Sprecher von Roche Deutschland. Ob der Lieferstopp auch auf andere Länder ausgedehnt werde, sei noch offen.

Hintergrund sind Hamsterkäufe von Menschen, die durch die grassierende Vogelgrippe verunsichert sind. „Wir wollen der derzeitigen Hysterie keinen Vorschub leisten“, begründet Jelitto. „Es gibt nirgends in der Bundesrepublik Anzeichen einer Grippewelle.“ Tamiflu und das Konkurrenzprodukt Relenza können nach Expertenmeinung den Krankheitsverlauf bei der jährlich wiederkehrenden Influenza ebenso abmildern wie bei einer möglicherweise weltweiten Epidemie eines mutierten Vogelgrippe-Erregers. Deshalb, so Jelitto, müsse das Unternehmen auch sichern, dass ausreichend Tamiflu zur Verfügung stehe, falls eine Grippe- Epidemie zum Beispiel von Asien aus losbreche. Selbst wenn man die Produktionskapazitäten ausbaue, stoße man irgendwann an Grenzen. Roche habe in diesem Jahr in Deutschland rund 800000 Packungen Tamiflu geliefert, doppelt so viel wie zu einer normalen Grippesaison.

Knapp wird vielerorts nun auch der Impfstoff gegen die Humaninfluenza, weil sich überraschend viele Menschen impfen lassen – obwohl diese Immunisierung keinen Schutz gegen Vogelgrippe bietet. Die für die Saison 2005/2006 ausgelieferten 16 Millionen Impfdosen sind fast verbraucht. Deshalb sollten sich jetzt nur noch Risikopatienten, für die eine Infektion lebensgefährlich sein könnte, impfen lassen, appellieren Behörden und Ärzte. Das sind besonders Menschen über 60 Jahre und schwer Vorerkrankte, wie Asthmatiker oder Herzpatienten. Zurückweisen darf ein Arzt einen Impfwilligen allerdings nicht. Würde dieser erkranken, hätte der Doktor ein haftungsrechtliches Problem. Anfang November sollen noch einmal vier Millionen Impfdosen geliefert werden.

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