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Die Menschen halten eine große rumänische Flagge bei einer Demonstration zum Gedenken an ein getötetes 15-jähriges Mädchen und als Mahnung gegen tödliches Polizeiversagen vor dem Regierungssitz teil.

© Vadim Ghirda/AP/dpa

Vergeblicher Notruf von 15-Jähriger: Tausende Rumänen protestieren nach Mord gegen Polizei

Dreimal wählte ein 15-jähriges Mädchen den Notruf und gab der Polizei Hinweise auf ihren Entführer. Als diese reagierte, war es zu spät. Die Rumänen sind wütend.

In Rumänien hat die Ermordung einer 15-Jährigen für Entsetzen und massive Kritik an den Behörden gesorgt. Mehrere tausend Menschen gingen in der Hauptstadt Bukarest am Samstag auf die Straße und warfen den Ermittlern in Sprechchören "Inkompetenz" vor. Zudem forderten die Demonstranten den Rücktritt der Regierung. Der 65-jährige Verdächtige gestand die Tat am Sonntag ein und gab außerdem die Ermordung einer weiteren Jugendlichen zu.

Im Gedenken an die ermordete Jugendliche legten am Samstag viele Menschen Blumen vor dem Innenministerium in Bukarest nieder und zündeten Kerzen an. Die 15-jährige Alexandra war am Mittwoch verschwunden, als sie versuchte, per Anhalter in ihren Heimatort Dobrosloveni im Süden des Landes zu gelangen.

Am Donnerstag konnte sie dreimal den Notruf wählen und der Polizei Hinweise zu dem Ort geben, an den ein Autofahrer sie mitgenommen hatte. "Er kommt, er kommt", sagte sie nach Angaben des inzwischen entlassenen Polizeichefs von Rumänien, Ioan Buda, bevor ein Telefonat mit ihr abriss.

Polizei kam erst nach zwölf Stunden

Erst mehr als zwölf Stunden nach ihren Notrufen stieß die Polizei nach der Durchsuchung mehrerer Häuser auf das Gebäude, in dem die 15-Jährige festgehalten wurde. Obwohl in Notfällen wie diesem kein Durchsuchungsbefehl nötig ist, beantragten die Ermittler einen solchen - und warteten dann noch einmal bis zur Morgendämmerung, um das Haus zu durchsuchen. Bis dahin waren bereits 19 Stunden seit dem letzten Anruf von Alexandra vergangen.

Die Polizei nahm am Samstag einen 65-jährigen Verdächtigen fest. Ermittler hatten bei der Durchsuchung seines Hauses und des Gartens menschliche Überreste und Schmuck von Alexandra gefunden. Der Mann verweigerte zunächst die Aussage, räumte die Tat dann aber ein.

Zudem gestand er, eine weitere junge Frau getötet zu haben. Die 19-jährige Luiza galt seit April als vermisst. Ihre Eltern erhoben ebenfalls Anschuldigungen gegen die Polizei. Ein Beamter hatte demnach gemutmaßt, ihre Tochter sei mit ihrem "Märchenprinzen" durchgebrannt.

Innenminister Nicolae Moga entließ am Freitagabend Polizeichef Buda. Es seien "drastische Maßnahmen" in dem Fall nötig, sagte er. Auch die Debatte um die von der EU scharf kritisierte Justizreform des Landes kochte mit dem Fall Alexandra wieder hoch. Die Demonstranten in Bukarest warfen den regierenden Sozialdemokraten am Samstag vor, mit umstrittenen Änderungen das Strafrechtssystem zu schwächen.

"Warum ist die Polizei nicht früher eingeschritten?", fragte der Demonstrant Cristian Nan. Dies müssten "alle" beantworten - von Polizei über Staatsanwaltschaft bis hin zur Regierungschefin Viorica Dancila. Präsident Klaus Iohannis hatte zuvor gesagt, es sei "zwingend" nötig, dass all jene ihren Rücktritt erklärten, die mit dem Fall Alexandra falsch umgegangen seien. (AFP)

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